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Göttliche Eingebungen für Funkamateure?
Diese Darstellung aus dem US-amerikanischen Amateurfunkmagazin
QST vom September 1920 könnte vermuten lassen, dass Erzengel
Gabriel, der als Schutzpatron aller Fernmelder und Funker
also auch Funkamateure gilt (oder zumindest galt), etwas ratlos
ist.
Als himmlischer Bote soll er ja den Menschen die göttlichen
Botschaften und Ratschlüsse überbringen. Was ihn aber zu
einer Zeit, in der Knallfunkensender die meisten Funker längst
um ihr Hörvermögen gebracht hatten, vor schier unlösbare
Problem stellte.
Also rief er aus:
-
»Wer wird denn mit CW in die Luft gehen?
Greife lieber zu SSB dann geht alles wie von selbst!
Und falls nicht, so höre meine Vision:
EchoLink around the World!
Mensch, lasse das Land der Blitze und des Donners hinter
dir!
Verplempere auch nicht deine kostbare Zeit in Tubekistan!
Denn: Transistonien ist das gelobte Land, das ich dir zeigen
möchte!«
Aber der Mensch ignorierte Boten und Botschaft. »Transistonien?!«,
spottete er, »Ich bin doch nicht blöd: Überall Löcher
und alles leitet nur halb!«
Und so musste er einen weiten von glühenden Glaskolben
gesäumten Weg gehen. Erst viele Jahre später kam er durch
Germanien, ehe er Silizien erreichte, wo er derzeit noch verharrt.
Wobei er sich sogar mitunter einbildet, dies sei das Endziel
seiner langen Reise. Ein Irrtum, wie es scheint, denn vergänglich
ist, was man Stand der Technik nennt.
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Übrigens:
Was den Schutzpatron der Funkamateure
betrifft, so scheint dies heute nicht mehr uneingeschränkt
der Erzengel Gabriel zu sein. Jedenfalls haben die
Brasilianer zwischenzeitlich ihren Landsmann portugiesischer
Herkunft,
zu ihrem Schutzpatron erkoren.
Überhaupt gilt er als der erste Funkamateur,
und war zeitgenössischen Berichten zufolge der
erste, dem die drahtlose Kommunikation über
eine größere Distanz gelang, denn im Jahre
1893 also drei Jahre vor Marconi
übertrug er in Sao Paulo mit selbst gebauten Geräten
die menschliche Stimme und das Ticken einer Uhr über
eine Entfernung von acht Kilometern.
Und die IARU bat im Jahre 1982
den Papst, er möge doch bitteschön
zum
bestimmen.
Die damals nach Berichten des ehemaligen 1.
Vorsitzenden des DARC, Philipp Lessig, DK3LP, vom Vatikan
in einem Antwortschreiben zugesicherte wohlwollende
Bearbeitung dieses Antrags zur »Bestimmung
des Schutzpatrons« ist offenbar noch nicht abgeschlossen.
Ob man da mal bei Benedikt ... |
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Dies alles aber nur am Rande, denn so weit wollen wir dann doch
nicht zurückgehen, bei unserem Ausflug in die Vergangenheit. Und
auch eine detaillierte Betrachtung des Knallfunkensenders, der
beim Öffnen dieser Seite das Rufzeichen DBØUA morst,
würde den Rahmen dieser Internetseite sprengen.
Um bei der Gelegenheit auch gleich möglichen Gerüchten
entgegenzutreten: Bei DBØUA war zu keiner Zeit ein Knallfunkensender
in Betrieb. Falls also jemand solche Geräusche über DB0UA
hören sollte, so entstammten diese ganz gewiss anderen Quellen.
Wer weiß, vielleicht verursacht von Knallköpfen, wovon hier die Rede ist?
Aber schauen wir uns jetzt mal ein wenig die Entwicklung auf
den höherfrequenten Bändern seit den 60er Jahren an, wie
sich der FM-Kanalfunk trotz anfänglicher Widerstände im mobilen
Funkbetrieb (aber nicht nur dort) durchsetzte, und lassen wir den Aufbau
des heute bestehenden Netzes von Relaisfunkstellen des Amateurfunkdienstes,
das sowohl Laien als auch Fachleute beeindruckt, seit Mitte der 60er
Jahre bis heute an uns vorüber ziehen.
Freilich fokussieren wir dabei unseren Blick insbesondere auf
DBØUA und das Drumherum. Viel Spaß dabei!
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Wer vor etwa 40 Jahren schon ein (vorwiegend selbst gebautes)
2m-Funkgerät besaß und über das Band drehte, hörte
meistens nichts außer Rauschen und mitunter den einen
oder anderen Träger, die aber oft durch das Empfängerkonzept
bedingt waren.
Die Lage dieser internen Pfeifstellen merkte man sich und so
konnte man sie gut von den außen über die Antenne zum Empfänger
gelangenden Signalen unterscheiden.
Nur wenige Funkamateure waren auf diesem für damalige Begriffe
eher exotischen Band QRV, und wenn, dann meistens in der Modulationsart
AM.
Der Empfänger war in der Regel durchstimmbar, der Sender
gewöhnlich quarzgesteuert. Der Grund dafür war, dass man
mit Amateurmitteln nicht so leicht einen Sender-VFO mit ausreichender
Frequenzgenauigkeit und -stabilität realisieren konnte.
Der Quarz war die Garantie, dass man mit seinem Sendesignal innerhalb
der Bandgrenzen blieb.
Meist machte man sich nicht die Mühe, einen kompletten
Sender und Empfänger für das 2m-Band zu bauen, sondern setzte
empfängerseitig mittels Konverter die Frequenz auf das 10m-Band
um. Senderseitig wurde das im Kurzwellensender im Frequenzbereich 28
bis 30 MHz erzeugte Signal auf den Frequenzbereich 144 bis 146 MHz
umgesetzt.
Nachstehendes Bild zeigt einen Röhrenkonverter aus den
60er Jahren. |
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Frequenzumsetzung war bis in die 80er Jahre auch bei den höheren
Bändern üblich. Vom 70cm-Band erfolgte auch die Umsetzung
auf das 2m-Band. Was aber bei der Modulationsart SSB senderseitig nicht
unproblematisch ist, weil die entstehende dritte Oberwelle sich nur
mit entsprechend großem Aufwand ausfiltern lässt.
Unproblematisch freilich war hierbei die Modulationsart FM.
Hierbei wurden vielfach sog. Vervielfacher mit Varaktordioden eingesetzt,
die Leistungen in der Größenordnung von etwa 10 Watt ermöglichten.
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Ein für die damalige Zeit typischer CQ-Ruf auf dem 2 Meter
Band erstreckte sich über die Zeitdauer von mindestens einer Minute
und hörte sich etwa so an:
-
»CQ 2, CQ 2, CQ 2, CQ 2 ...
… hier ruft DL3HX in Augsburg ...
… CQ 2, CQ 2, CQ 2, CQ 2 ...
… Dora Ludwig Drei Holland Xanthippe ...
ruft CQ 2, CQ 2, CQ 2 …
… und DL3HX[*] geht auf allgemeinen Empfang ...
... hört zuerst auf dieser Frequenz und dreht dann
von 144 Band aufwärts...
… Bitte kommen ... Daahdidooooo... «
[* DL3HX hieß Franz König, wohnte in Augsburg und
ist inzwischen verstorben.]
Dieses »Über-das-Band-drehen« war deshalb notwendig,
weil die Gegenstation senderseitig meistens auch quarzgesteuert war;
aber eben auf einer ganz anderen Frequenz.
Viele fanden »ihren« Quarz ganz einfach in der Bastelkiste.
Die Ausgangsfrequenz dieses Quarzes war von zweitrangiger Bedeutung,
es musste sich damit nur eine Endfrequenz erzeugen lassen, die irgendwo
zwischen 144 und 146 MHz lag.
Notfalls änderte man kurzerhand die Frequenzaufbereitung des Senders.
»Hausfrequenz« nannte man das damals, und nahezu jeder
hatte seine eigene.
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Der offizielle Bandplan für das 2 Meter Band aus Dem Jahr
1968.
Es waren zwar alle Betriebsarten zugelassen, aber praktisch
gab es damals nur die gute alte Amplitudenmodulation meist mit
einer QQE03-12 erzeugt. Aber es gab auch schon Endstufen mit Transistoren.
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Weitverbindungen auf UKW? |
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Zum
Beispiel Bayerischer Bergtag (BBT)
Wenn der Berg nicht zu mir kommt, so muss ich notgedrungen auf
den Berg gehen. Wenn ich mir aber damals schon die Mühe machte,
meine 2m-Portabelstation, die mit Batterien immerhin einige Kilogramm
wog, in 2000 Meter Höhe zu schleppen, dann wollte ich doch auch
einige Weitverbindungen tätigen.
Aber was nützt es, wenn ich mir die Stimmbänder aus dem Hals
rufe, aber kein Mensch über das Band dreht?
1954 wurde die Idee des Bayerischen Bergtages (BBT) geboren;
zweimal im Jahr wird auch heute noch dieser Wettbewerb ausgetragen.
Damals für viele Funkamateure die einzigen Möglichkeiten,
auf den ultrakurzen Wellen DX zu machen.
»...war DL6DW anlässlich des BBT-Kontestes vom
5. bis 6. August auf dem 3203 m hohen Kitzsteinhorn und schaute bei
minus 10 Grad auf ein brodelndes Wolkenmeer unter sich, während
die anderen BBTler weiter unten im kalten Regen saßen. Die Bedingungen
waren durchschnittlich.«
UKW-Rundschau im DL-QTC 12/1967 (frühere Clubzeitschrift
des DARC) |
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Wieder nix ... und ich Rindvieh schlepp
des ganze schwere Glump bis da rauf ...
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»Derjenige OM, der mit einer mit Liebe
und Mühen selbstgebauten Station im Rucksack und
einer zerlegbaren Antenne unter dem Arm zu Fuß
auf seinen Berg kraxelt oder auch mit der
Bergbahn einen möglichst hochgelegenen Standort
zustrebt und dort bei allen Wetterverhältnissen,
auch bei Regen, Wind und Schneefall, seine QSOs gefahren
hat, kennt den besonderen Reiz dieses Wettbewerbs.«
(Sepp Reithofer, DL6MH, zum BBT)
Den BBT gibt es heute noch
aber doch etwas anders ... |
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Mini-Lausen von Semcoset
So ein Gerät kann man nur sehr schwer beschreiben
man muss es erlebt haben. |
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Oder ungefähr zwei Stunden Europa mit |
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Von Zeit zu Zeit wurde der Funkbetrieb auf den UKW-Bändern
sehr interessant:
Linear-Transponder wurden von Funkamateuren entwickelt und gebaut.
Im Prinzip war es das Gleiche, was man heute »Ballonprojekte«
nennt.
Ungefähr zwei Stunden UKW-DX. |
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Die ARTOB-Aufstiege wurden von OK1VMS mit dem
QTH-Kenner HK 72 b am 18. und 25.6.1967 beobachtet.
Er konnte über ARTOB am 18.6. mit DL3BJ und DJ5BV
arbeiten und DL1RX, DM2BEL, DJ2US, PAØLM, HB9MX
und HB9QQ hören.
Am 25.6. gelang OK1XW eine Verbindung mit PAØHEB.
OK1VMS hörte am 25.6. DM2BEL, DM4YSN und DL1RX.
UKW-Rundschau im DL-QTC 12/1967
Für Starts von BARTOB-Flügen wird
zurzeit noch auf die Genehmigung von der Bayr. Landesregierung
gewartet.
Die Genehmigung soll bis Ende Juni erteilt worden.
Es soll in Zukunft nur noch ein neu hergerichteter
70cm- / 2m-Umsetzer geflogen werden.
Der bisher geflogene 2m- / 2m-Transponder kann
nicht mehr eingesetzt werden, weil die Ansprechbereiche
der FM-Relais-Stationen in den Ansprechbereich des
BARTOB-Umsetzers fallen.
Durch den Ausfall dieses Umsetzers ist es den in Südosteuropa
wohnenden Funkamateuren leider nicht mehr möglich,
über Ballonumsetzer zu arbeiten. Ihnen ist das
70cm-Band als Amateurband nicht zugeteilt.
Der am 23.05. gestartete 70-cm / 2m-ARTOB-Transponder
war ein Jubiläumsflug. Es war der bisher längste
Flug von 11:04-15:28 Uhr. Über den ARTOB Nr. 50
wurden über 110 verschiedene Stationen registriert,
von denen etwa 15 % CW machten. |
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Der nächste ARTOB-Start ist am 13.06. um 11:00 Uhr geplant.
Es fliegt wieder der von OE2OML gebaute 70-cm-/2-m-Transponder. Um
die Geräte schneller in die Höhe zu bringen, werden zwei
Ballons benutzt.
Rückblickend kann festgestellt werden, dass bei 50 Flügen
kein Gerät verlorengegangen ist. Durch ausgezeichnete Zusammenarbeit
des ARTOB-Suchteams mit den Mobiljägern konnten die Geräte
teilweise schon 10 Minuten nach der Landung geborgen werden.
Allen Mobiljägern und den Erbauern der Geräte DJ4ZC
und OE2OML sei auf diesem Wege recht herzlich gedankt.
VY 73 de DL3YB/A
-
Falls es jemand nicht weiß:
ARTOB ist die Abkürzung für Amateur Radio Transponder
on Balloon.
Und BARTOB?
Das ist ein Bavarian Amateur Radio Transponder
on Balloon.
Einer aus dem Freistaat Bayern halt.
Übrigens:
ARTOB oder Ballonmission, Ballonprojekt,
wie man es heute nennt hat in den vergangenen Jahren eine
Renaissance erfahren. Mehr darüber hier.
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FM-Modulation?!
Kanalbetrieb?! Relaisfunk?! |
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»... Der Kanalbetrieb ist technisch interessant, aber
für den Amateurfunk nicht durchführbar, weil daran kein allgemeines
Interesse besteht und die technischen Voraussetzungen fehlen ...«
»... Die Anführung der kommerziellen Dienste als
Vorbild ist grotesk. Es hat den Anschein, dass dieser Vorschlag nur
zum Ziel hat, den Durchbruch des VFO und die Normalisierung auf dem
2-m-Band zu bremsen ...«
»... Was hier vorgeschlagen wird (Kanalbetrieb auf
den UKW-Bändern), würde praktisch eine Reglementierung bis
ins Letzte bedeuten.
Dies wäre das Ende des Amateurfunks!«
[Soweit einige Leserbriefe im DL-QTC, Oktoberheft 1965]
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Hochkonjunktur für
alle Bedenkenträger ... |
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Und eine Prognose von DL9AR im DL-QTC 8/1968 - Seite 471:
»Man mag sich streiten, welche Modulationsart in zehn
Jahren auf dem 2-m-Band den Vorrang hat, AM, SSB oder FM.
AM wird, wenn sie auch nicht die wirkungsvollste Modulationsart
ist, immer auf dem 2-m-Band existieren. Schon die Verbreitung der handlichen
Transistor-Funksprechgeräte wird dafür sorgen, dass AM nie
ausstirbt.«
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AM-Sender für das 2m-Band (um 1970)
Ein Kanal und etwa ein halbes Watt Hochfrequenz auf 2 Meter.
Annähernd so groß (einschließlich Akkupack) wie ein
heute modernes Duoband-Handfunkgerät mit ein paar hundert Kanälen
und 5 Watt Leistung.
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Die Japaner hatten Mitte bis Ende der Sechziger Jahre den Europamarkt
noch nicht so recht entdeckt. Es gab aber schon mehrere 2m-Transceiver,
wenn auch nur für die Modulationsart AM.
Weit verbreitet war der von Minix (Richter&Co) vertriebene
MTR-25, ein 2m-AM-Transceiver mit 10 Watt PEP (QQE03-12) Senderausgangsleistung.
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300 x 160 x 340 mm groß und 6 kg schwer. Da hatte man
schon etwas in der Hand.
Bezüglich Größe und Gewicht war der MTR-25 aber
nicht unübertroffen. Der TR-2E von TRIO (Kenwood)
brachte noch einiges mehr auf die Waage. |
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Der TRIO TR-2E war voll mit Röhren bestückt,
machte 10 Watt HF-Ausgangsleistung (Endstufe mit QQE03-12), mit richtiger
Amplitudenmodulation, die eine 20 Watt NF-Endstufe mit entsprechendem
Modulationstrafo ermöglichte. Im Empfängereingang steckte
eine Nuvistorröhre, die eine höhere Empfängerempfindlichkeit
und besseres Großsignalverhalten brachte, als die damals üblicherweise
verwendeten Bipolar-Transistoren. Jeweils ein VFO für Sender und
Empfänger, die allerdings nicht besonders frequenzstabil waren.
Deshalb war die Kiste wohl auch noch umschaltbar auf »XTAL«
also auf einen Quarz.
Die deutsche Firma Götting und Griem produzierte
seit Mitte der Sechziger Jahre den legendären 2m-Transceiver 2G70,
der speziell für die Modulationsart SSB ausgelegt war, jedoch
auch AM und später auch FM ermöglichte. |
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Hier abgebildet ist der 2G70B, der mit Transistoren bestückt
war, bis auf Treiber und Endstufe, die mit jeweils einer QQE03-12 arbeiteten.
Die Leistung betrug 10 Watt HF.
Das freigelassene Feld an der Frontplatte links oben konnte
vorzüglich für zusätzliche Schalter und Regler genutzt
werden, wie auch im Innern des Gerätes ausreichend Platz für
zusätzliche Einbauten war. Ja, manche vermissen heute solche »Freiräume«.
Gut am Markt vertreten war die ganze Zeit über die Firma
Semco mit ihrer Semcoset Serie. Nachfolgende Abbildung
zeigt den Semco-SSB.
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Diese Geräte waren auch als Bausatz erhältlich und
erfreuten sich großer Beliebtheit. Semco setzte von Anfang an
auf Transistortechnik, auch bei den Hochfrequenz-Endstufen.
Anfang der Siebziger Jahre brachte die Firma Braun das
riesige und entsprechend teure »Schlachtschiff« SE-600
auf den Amateurfunkmarkt. |
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Wahlweise mit handgeeichter analoger Frequenzskala oder
wie in dem Bild dargestellt mit digitaler Frequenzanzeige durch
Glimmzifferröhren.
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Es sah geraume Zeit danach aus, dass nach dem Siegeszug auf
Kurzwelle als Hauptbetriebsart SSB auf dem besten Weg war, auch die
VHF- und UHF-Bänder zu erobern. Doch dann kam ein Ereignis dazwischen,
wodurch einiges anders laufen sollte.
Durch einen Erlass des Bundesministeriums für das Post-
und Fernmeldewesen (wurde 1997 aufgelöst) waren bis zum 1.
Januar 1970 sämtliche NöbL-Funkanalgen (NöbL = Nicht
öffentlich beweglicher Landfunk, also Betriebs-,
Taxifunk, etc.) vom 50kHz- auf das 20kHz-Raster umzustellen. Von dieser
Maßnahme waren ca. 150.000 Anlagen betroffen. Nur wenige dieser
Geräte ließen sich auf das 20lHz-Raster umrüsten und
somit weiter im NöbL-Bereich einsetzen.
So wurde der Amateurfunk-Surplusmarkt ab Mitte 1969 mit FM-Funkgeräten
im 50kHz Kanalraster überschwemmt. Diese Geräte konnten mit
Amateurmitteln ohne nennenswerte Schwierigkeiten für den Einsatz
im 2m-Amateurfunkband umgebaut werden. Storno-CQM13, Bosch-KFT160,
Siemens-W2 die nicht mehr ganz Jungen werden sich noch
gut daran erinnern waren freilich »Röhrengräber«,
aber dafür billig. |
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KFT-160 (Bosch) Links das Hauptgerät, rechts das
Bediengerät mit Mikrofon.
Immerhin waren mit einem solchen Gerät senderseitig 10
Watt Ausgangsleistung möglich und wer mit der Empfängerempfindlichkeit
nicht zufrieden war, der konnte mittels Transistor-Vorverstärker
(die ersten Feldeffekttransistoren gab es inzwischen) diese erheblich
verbessern.
Diese Entwicklung fand allerdings nicht die ungeteilte Zustimmung
in Deutschlands Amateurfunkwelt. Schon bald bildeten sich zwei Lager:
Die einen, die es ganz gut fanden, für wenig Geld eine brauchbare
Station zu bekommen und mit der man auch was anfangen konnte. Wenn
man mal davon absah, dass das eigentliche Funkgerät eines Storno-CQM13
nur in einem ausreichend großen Kofferraum unterzubringen war
(in einem VW-Käfer war das schon problematisch) und nur das Bediengerät,
das auch noch wesentlich größer war, als ein heute üblicher
Duobander mit 40 Watt Ausgangsleistung, am Armaturenbrett Platz fand.
Und dann gab es jene, die prinzipiell gegen die Modulationsart
FM waren, da sie ihnen antiquiert erschien. »Frequenzmodulation?«,
»Vertikale Polarisation?«, »Kanalfunk?«, »Frequenzraster
anstelle variabler Ferquenzabstimmung?
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Ja, war man denn komplett verrückt geworden?!
»Rückschritt in die Steinzeit!«, »FM
hat doch eine viel zu geringe Reichweite!«, »Unmöglich«,
»... ganz zu schweigen von der riesigen Bandbreite!«,
usw.
Manche OMs prognostizierten, dass dieser
Spuk ohnehin schnelle vorbei sein werde, weil FM wohl
verboten werde, wenn weltweit der Satellitenbetrieb
Einzug in den Amateurfunk hält. Dann sei für
solche Breitband-Betriebsarten schlicht kein Platz
mehr vorhanden. |
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Es dauerte aber nicht allzu lange, da ersetzten auch diese Propheten
ihre rundstrahlenden Halo-Antennen horizontaler Polarisation auf dem
Autodach durch einen unauffälligeren vertikalen Stab. Und in so
manchem Kofferraum fand plötzlich ein Storno-CQM-13 oder ein ähnliches
Röhrengrab Platz.
Wer das immer noch nicht wollte, der machte FM-Signale mit viel
Fingerspitzengefühl an seinem VFO-abgestimmten AM-Empfänger
durch Flankendemodulation hörbar, und übersteuerte seinen
AM-Sender derart, dass so viel Phasenmodulation erzeugt wurde, dass
ihn die Gegenstation einigermaßen verstehen konnte.
In AM ging nämlich bald nahezu überhaupt nichts mehr.
Das erste volltransistorisierte FM-Mobilgerät aus japanischer
Produktion, das Sommerkamp IC2F mit 6 Quarzkanälen,
12 Watt Sendeleistung und einer Empfängerempfindlichkeit von ca.
0,3 µV (10 dB S/N) sollte erst 1971 auf den deutschen Markt kommen.
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Für schlappe tausend Mark konnte man sich dieses 16 x 19
x 7 cm große Gerät unter das Armaturenbrett schrauben. Das
IC2F hatte etwa die Größe des Bediengerätes eines Storno
CQM-13.
In obigem Bild erkennt man übrigens zwischen den Reglern
VOL. und SQU. einen schwarzen Drucktaster:
Der bekannte »Selektivruf« Made in Germany mit n
Wahlmöglichkeiten.
Wobei n ein konstanter Wert ist, nämlich 1, definiert
als Einzelton 1750 Hertz.
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Nicht aufzuhalten: FM-Relaisfunk
Über den großen Teich kam dann die Kunde, dass sich
die Funkamateure in den USA so genannter »Repeater« bedienen,
die an exponierten Standorten (hohe Gebäude, Berggipfel) installiert
werden und damit eine größere Reichweite zulassen. Eigentlich
nichts neues, denn kommerzielle Funkdienste, wie Polizei und Rettungsdienste,
praktizierten dies schon lange.
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Wie es funktioniert, ist heute jedem klar: Für zwei, Stationen,
die sich auf direktem Wege über Funk nicht erreichen können
aber die Relaisfunkstelle an einem exponierten Standort, ist es, als
wäre eine der beiden Stationen am Relaisstandort.
Neben den FM-Relaisfunkstellen, die eben nur frequenzmodulierte
Signale übertragen können, und das nur auf einem einzigen
Kanal, gibt es noch so genannte »Linear-Transponder«. Solche
Transponder können innerhalb einer bestimmten Bandbreite mehrere
Signale gleichzeitig übertragen, wobei es egal ist, welche Modulationsart
(SSB, CW, AM, FM, RTTY, SSTV, etc.) gewählt wird.
Amateurfunksatelliten arbeiten in der Regel nach dem Transponder-Prinzip.
Es wäre ja auch nicht besonders sinnvoll, einen teuren Satelliten
in den Orbit zu schießen, worüber dann nur auf einem einzigen
Kanal Funkbetrieb zu machen wäre.
Auf dem Boden sieht es freilich etwas anders aus, strebt man
in der Hauptsache doch nur eine begrenzte Erhöhung der Reichweite
im regionalen Bereich für Mobil- und Portabelstationen an.
Auch die Kosten spielen dabei eine Rolle: Ein FM-Relais lässt
sich wesentlich billiger realisieren, weil auf Fertiggeräte bzw.
ausgemusterte kommerzielle Anlagen zugegriffen werden kann. Linear-Transponder
müssen in der Regel selber gebaut werden.
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DLØNFA erste FM-Relaisfunkstelle in
DL |
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Einige Funkamateure aus dem Nürnberger Raum dachten 1968
darüber nach, wie auch in DL eine Relaisfunkstelle errichtet werden
könnte. Das Problem dabei war, dass ein derartiger Umsetzer ja
nicht ständig von einem lizenzierten Funkamateur besetzt sein
konnte, also automatisch arbeiten musste.
Dies war zwar kein technisches Problem, aber eine Betriebsgenehmigung
für einen derartigen »Blechdeppen« zu erhalten, der
sich nur ferngesteuert ein- und ausschalten lässt, war zu dieser
Zeit aus Sicht der Genehmigungsbehörde (damals die Deutsche Bundespost)
keineswegs selbstverständlich.
Es gab damals aber schon Bakensender kleiner Leistung, die zur
Beurteilung der Ausbreitungsbedingung dienten sowie einige wenige AM-Umsetzer.
Nach längerem Hin und Her erhielten die Nürnberger OMs eine
befristete Erlaubnis, zu Versuchszwecken eine FM-Relaisfunkstelle auf
dem Moritzberg, ca. 15 km östlich von Nürnberg, 630 m über
NN, zu errichten und zu betreiben.
Diese erste FM-Relaisfunkstelle in Deutschland hatte das Rufzeichen
DLØNFA und wurde am 5. Juli 1969 in Betrieb genommen.
Ab diesem Zeitpunkt wunderte sich nicht wenige Funkamateure in Süddeutschland,
wenn sie auf 145,850 MHz Runden von Stationen aus dem Raum Nürnberg
in FM hörten. So mancher OM versuchte erst mal vergeblich, in
diese Runden einzusteigen, bis er dahinter kam, dass dies nur möglich
ist, wenn er 1,7 MHz tiefer sendet.
Für Mobilstationen war die Reichweite plötzlich außergewöhnlich
groß: Autobahn Richtung Frankfurt bis kurz vor Würzburg,
nach Norden bis Bayreuth, und in südlicher Richtung bis kurz vor
Greding.
Für heutige Maßstäbe also ein Regionalrelais
aber der erste Schritt war getan.
Interessant in dem Zusammenhang ist die von den Vätern
des Nürnberger Relais damals vertretene Auffassung bezüglich
des Aufbaus eines DL-weiten Relaisnetzes:
»Der Kanal B (144,150 MHz Eingabe, 145,850 MHz Ausgabe)
ist bei den Planungen bevorzugt zu verwenden, während der Kanal
D (144,200 MHz Eingabe, 145,900 MHz Ausgabe) nur zur Lückenfüllung
mit geringer Reichweite verwendet werden soll.
Mit diesen beiden Kanälen ist eine ausreichende Versorgung sichergestellt.
Weitere Kanäle sollen in keinem Fall verwendet werden, da sich
sonst schnell dasselbe Durcheinander wie in den USA ergeben würde.«
Ende des Zitats.
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Ein FM-Umsetzer auf der Zugspitze |
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Nach einer Sitzung des Fernmeldetechnischen Zentralamtes (FTZ)
im Juni 1979 liberalisierte die Deutsche Bundespost das Genehmigungsverfahren
für automatische Stationen. Die »Genehmigung für zeitlich
begrenzte Versuche« wurde ersetzt durch eine »Sonderlizenz
für eine Relaisfunkstelle«.
Im Juli 1970 installierten DJ9HJ und DL9ZD auf
Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze das erste Zugspitzrelais.
Diese »unbemannte Clubstation« hatte damals das Rufzeichen
DLØZU.
DLØZU (heute DBØZU) bestand aus einem Bosch-KFT160,
das mit der zugehörigen Ablaufsteuerung und der Antenne bei der
Zugspitz-Wetterwarte im Freien(!) aufgebaut war. Nötige Wartungsarbeiten
die Brennstundenzahl der Röhren war ja begrenzt
gestalteten sich wegen der Witterungsbedingungen auf der Zugspitze
oft recht schwierig. Im Winter und im Frühjahr war ein Zugang
zu den Geräten, die manchmal erst vom Schnee frei geschaufelt
werden mussten, unter Umständen gänzlich unmöglich.
Das Zugspitzrelais wurde damals auf dem gleichen Kanal betrieben
wie das Nürnberger Relais. Überschneidungen der Einzugsbereiche
waren somit vorprogrammiert.
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Der Modulationshub interessierte damals kaum
jemand. 15 kHz? Na und?! Man benötigte auch noch
keinen Rufton zum Öffnen des Relais, Begriffe
wie »CTCSS« waren noch unbekannt und die
Relais piepten am Ende eine Durchgangs noch nicht.
Den »Roger-Piep« kannte man nur von den
Mondlandungen der Amis.
Es war noch vieles anders als heute. Nur etwas
gab es auch damals schon: »Spaßvögel«,
die es ungeheuer witzig finden, via Relais allen möglichen
Unfug anzustellen. Und es gab freilich auch jene Zeitgenossen,
die sich furchtbar darüber aufregen, und auf diese
Weise QSO für QSO ihrem Magengeschwür oder
Herzinfarkt ein gutes Stück näher kommen.
Zu diesen unliebsamen »Begleiterscheinungen«
hier mehr.
Links im Bild: Wetterwarte Zugspitze, wo das
Relais DBØZU untergebracht ist. |
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Bezüglich der erzielbaren Reichweiten war der Erfolg durchschlagend,
und das Zugspitzrelais war der Prototyp eines DX-Relais. DLØZU
(später DBØZU) war vom Schwarzwald, von der Schwäbischen
Alb, aus dem Nürnberger Raum, aus dem Böhmerwald, aus Oberösterreich,
Tirol, Südtirol, etc. erreichbar.
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DL wird mit Relais vernetzt |
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Die teilweise enormen Reichweiten der Relaisfunkstellen in DL
und teilweise auch Anrainerstaaten, die mancherorts wie Pilze aus dem
Boden schossen, hatten aber auch den Nachteil, dass sich viele ganze
zwei Kanäle teilen mussten. Es kam zu Überschneidungen und
diejenigen, die zwischen den Relais standen, wussten nicht, über
welches Relais sie arbeiten. Es war bald ein heilloses Durcheinander.
So kam man damals auf die (eigentlich ganz gute) Idee, den Relaissender
mittels Selektivruf einzuschalten. Jeder kennt dieses hochwertige Selektivrufsystem
des Amateurfunkdienstes, diesen 1750 Hertz - Rufton. Herrlich: Ein
Selektivrufsystem mit nur einer Wahlmöglichkeit!
Ich erreiche zwei Relais, drücke PTT-Taste und Ruftontaste und
öffne wie sollte es anders sein genau wie bei reiner
Steuerung durch den Träger wieder beide Relais.
Und erstaunlicherweise hat sich dieser völlige Unsinn bis
heute gehalten, ist sogar immer noch Vorschrift und beinahe alle kommerziell
hergestellten VHF- und UHF- Funkgeräte bieten in ihrer Europa-Version
ein Bedienelement zur Auslösung dieses »Selektivrufs«.
Wie zu erwarten, wurde schon bald der Ruf nach mehreren Kanälen
laut. Bald gab es drei Relaiskanäle und der Abstand zwischen Sende-
und Empfangsfrequenz wurde auf 1,600 MHz verringert. Aber auch das
war viel zu wenig; aus drei wurden fünf und der Kanalabstand wurde
von 50 kHz auf 25 kHz reduziert.
1971 wurde es dann richtig konfus: Zwei weitere Relaiskanäle
kamen hinzu: 144,275 / 145,725 und 144,400 / 145,700 MHz. Dies waren
auch zwei neue Duplexabstände; neben 1,600 MHz gab es somit noch
1,450 MHz und 1,400 MHz.
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Am Neujahrstag 1972 wurden die ersten QSOs über einen
von Hannes Werner, DC9MD, bei sich Zuhause in Friedberg installierten
Versuchsaufbau eines 2m-Umsetzers getätigt.
Als Empfänger und Sender dienten zwei umgebaute »Siemens
Bügeleisen« das waren tragbare Funkgeräte mit
Subminiaturröhren, die senderseitig eine Leistung von etwa 1 Watt
machten.
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Auch in Augsburg gab es Anfang der Siebziger Jahre nicht wenige
auf dem 2m-Band aktiver Funkamateure. Ende 1971 machten sich einige
Augsburger OMs Gedanken, wie ein eigenes Regionalrelais für Augsburg
realisiert werden könnte. |
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Hannes Werner, DC9MD,
Richard Rauh, DC8GZ, und
Heinz WIttmann, DJ6OL, bauten im Frühjahr
1972 das erste 2m-Relais mit dem Rufzeichen DBØUA
im Friedberger Wasserturm (Bild links) auf.
Sender und Empfänger bestanden aus einem
umgebauten Siemens-W2 (Röhrengerät), der
Rufzeichengeber war mechanisch und die Ablaufsteuerung
diskret aufgebaut - MicroController gab es damals noch
nicht.
Die Empfangsantenne ein »Sperrtopf«-
Rundstrahler befand sich an der Spitze des Turms.
Weiter unten am Turm waren vier Sendeantennen (HB9CV)
jeweils 90° versetzt (um Rundstrahlcharakteristik
zu erreichen) angeordnet. |
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Dazwischen befand sich das Blechdach des Wasserturms. So war
die Entkopplung der Antennen ideal und der Filteraufwand, der zwangsläufig
mit Signaldämpfungen verbunden ist, konnte auf ein Minimum begrenzt
werden.
Wie wohl überall in jener Pionierzeit gab es noch diverse
Probleme, die aber von DC9MD und DC8GZ in beharrlicher Arbeit gelöst
wurden. Nachdem DBØUA täglich von 6 Uhr früh bis Mitternacht
betriebsbereit war, wurde die Brennstundenzahl der Röhren schnell
erreicht und der Wartungsaufwand war entsprechend hoch.
Schon bald erkannte man, dass NöbL-Surplus-Geräte
nicht gerade des Stand der Technik repräsentierten. Immerhin stammten
die noch aus den Fünfziger Jahren und waren nicht grundlos ausgemustert
worden. In der Folgezeit entwickelte und baute Hannes Werner, DC9MD,
einen neuen Sender und Empfänger in zeitgemäßer
Technik, volltransistorisiert.
Dual-Gate-MOSFET-Transistoren für höhere Empfängerempfindlichkeit
hatten in die Amateurfunkwelt Einzug gehalten, wie auch Hot-Carrier-Mischer
für den erforderlichen Intermodulationsabstand eines Empfängers,
der an einem exponierten Standort betrieben wird. Und VHF-Leistungstransistoren
mit 10 Watt Ausgangsleistung waren mittlerweile auch für Funkamateure
bezahlbar geworden.
Die Röhrengeäte hatten ihre Schuldigkeit getan und
mussten der zeitgemäßen Technik weichen. Außerdem
prangte nun an der Spitze des Wasserturms eine kollineare Antenne für
den Relaisempfänger und die HB9CV-Sendeantennen wurden durch 4-Element-Yagis
ersetzt.
Diese Maßnahmen führten zu einer enormen Vergrößerung
der Reichweite von DBØUA. Sogar Stationen aus dem Kleinen Walsertal
und aus Tirol konnten bei normalen Bedingungen über die neue Relaisfunkanlage
arbeiten.
Einzelheiten über die 1. Generation hier.
Das Jahr 1974 brachte einige einschneidende Veränderungen.
Die Zahl der Relaisfunkstellen in DL war auf 79 angestiegen. Nachdem
die Koordination der Frequenzzuteilung bis dahin nie funktioniert hatte,
war das Chaos entsprechend. Durch eine Zentralisierung hoffte man,
Ordnung in das heillose Durcheinander zu bringen.
Am 1. Februar 1974 kam dann der »Scheveningen-Plan«
mit einer vollkommen neuen Frequenzaufteilung. FM wurde aus dem Bereich
144 bis 145 MHz verbannt. Festgelegt wurden nun zehn Relaiskanäle
im 25kHz-Raster 145,000 bis 145,225 MHz für die Relaiseingabe,
sowie 145,600 bis 145,825 MHz für die Relaisausgabe.
Zwar war nun der Duplex-Abstand (Shift) zwischen Empfänger
und Sender einheitlich, aber nur mehr 600 kHz groß. Ein Megahertz
weniger bei manchen Relaisbetreibern sträubten sich regelrecht
die Haare. Die Zeit der einfachen Weichenfilter war vorbei und viele
mussten Neuland betreten, wollten sie das praktisch umsetzen, was da
gefordert war. Im kommerziellen Bereich beträgt der Duplex-Abstand
im 2m-Bereich einige Megahertz.
Auf den Kurzwellenbändern hörte man damals aus den
USA die Frage, warum man denn in Europa einen derartigen Unfug mitmachen
würde. Schließlich sei das 2m-Band in Europa zwei Megahertz
breit und die könne man doch ausnutzen.
Doch technische Argumente schienen niemanden von den »Entscheidungsfindern«
zu interessieren, und kein Veto hatte Erfolg. Die Leute vom »Grünen
Tisch« setzten sich durch, und so blieb nichts anderes übrig,
als die Umstellung auf die geringere Shift und Bau zusätzlicher
Topfkreisfilter mit entsprechender Güte. Augsburg hatte es da
noch relativ einfach, weil keine gemeinsame Antenne für Sender
und Empfänger benutzt wurde und die Antennen dank des Blechdaches
am Wasserturm gut entkoppelt waren.
»Gefreut« haben sich hingegen die Relaisbenutzer,
denn sie durften sich wieder einmal neue Quarze kaufen. Damals gab
es noch Geräte mit 800 oder mehr Kanälen für
jeden Kanal waren jeweils zwei Quarze erforderlich.
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Immer wieder problematisch: |
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Die zentrale Relaiskoordination funktionierte in der Praxis
lange nicht so, was ihre Theorie versprach. 17 lange Jahre hatte Augsburg
massive Probleme mit dem Salzburger Relais auf dem 1288 Meter hohen
Gaisberg. Ein DX-Relais, auf der gleichen Frequenz wie DBØUA
plötzlich war es da. Viele Funkamateure aus dem Großraum
München nutzten dieses Relais gerne. Es war im Raum München
gut zu empfangen und drückte DBØUA locker weg. Wer aber
von dort über Salzburg arbeitete, kam auch über Augsburg.
Augsburger Proteste wurden vom damaligen Relaiskoordinator des
DARC mit dem Ratschlag beantwortet, da müsse Augsburg halt geeignete
Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die Antennen in Richtung Salzburg
abschirmen. Österreich sei schließlich Ausland und der DARC
habe keinen Einfluss auf die dortige Frequenzkoordination.
Erst als der Kanal R8 wegen dem Satellitenfunk geräumt
werden musste, wurde dieses Problem gelöst; Augsburg bekam eine
andere Frequenz als Salzburg. |
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Im Herbst 1977 zeichnete sich ab, dass DBØUA nicht länger
im Friedberger Wasserturm bleiben konnte. Ein neuer Standort musste
also gefunden werden.
Der Augsburger Hotelturm wäre freilich ideal gewesen, und
die Deutsche Bundespost, die zu dieser Zeit schon die oberen Räume
angemietet hatte (nur der Augsburger Eurosignal-Sender wurde damals
dort betrieben), signalisierte grundsätzliche Bereitschaft. Es
scheiterte jedoch an der geforderten Monatsmiete von 50 Deutschen Mark.
Jährlich 600 Mark waren dann doch zu viel für einen
DARC-Ortsverband. |
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Dank guter Kontakte zur Stadt Augsburg (und
was dazu gehört) des damaligen Vorsitzenden des
OV Augsburg, T01, Werner Knörle, DK8CK,
fand sich aber bald ein anderer Standort der
zweitbeste:
Eines der drei Hochhäuser des Schwabencenter an
der Friedberger Straße, das damals der Stadtsparkasse
Augsburg gehörte.
Die Stadtsparkasse gewährte DBØUA
Unterkunft mietfrei und sogar der Strom kostete
nichts. |
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Was sich allerdings zwischenzeitlich geändert hat, denn
die Stadtsparkasse hat diese Immobilie verkauft und die Nachfolger
stellen den Standort nicht mehr kostenfrei zur Verfügung.
Am 28. Dezember 1977 wurde DBØUA im 20. Stock des Hochhauses
im Schwabencenter wieder in Betrieb genommen. Nicht nur der Standort
wechselte, auch der Relaisverantwortliche. Das war nun Wolfgang
Zacher, DF4CM, der diesen Job bis 1980 machte.
Neu hinzu kam dann auch ein 70cm-Relais, das Hermann Böhm,
DK6XH, entwickelte und baute. 1978 musste noch jedes Relais ein eigenes
Rufzeichen haben, und diesem neuen 70cm-Relais wurde das Rufzeichen
DB0AO zugeteilt.
Später wurden dann die Rufzeichen der Relaisfunkstellen
abhängig vom Standort vergeben, und deswegen haben seit 1995 die
beide Relais im Schwabencenter nur noch ein Rufzeichen: DBØUA.
Obwohl der neue Standort Schwabencenter vom Einzugsbereich her
dem alten durchaus ebenbürtig war, zeigten sich bald Nachteile:
Das Antennenproblem löste damals Erich Haider, DJ7LH,
mit einer aufwändigen Mastkonstruktion mit integriertem »Schirmungsgitter«,
die bis 2001 ihren Dienst tat. Das Temperaturproblem konnte durch Umzug
innerhalb des Hochhauses etwas entschärft werden. Dank der gestiegenen
Energiepreise wurden seitens der Hauseigentümer freilich auch
Maßnahmen zur Energieeinsparungen ergriffen, so dass sich in
den letzten Jahren die Relaisumgebung immer weiter abkühlte.
Das 2m-Relais wurde 1981 / 1982 von DK6XH nahezu neu aufgebaut.
Ersetzt wurden RX-Konverter 145 / 9 MHz, ZF-Verstärker und die
NF-Aufbereitung, sowie wegen ständiger Temperaturprobleme der
Sender vollständig. In die Jahre gekommen war auch die Relaissteuerung
und der mechanische Rufzeichengeber. Beide wurden durch neue Geräte
in (damals) zeitgemäßer Technik ersetzt.
Auch eine Kopplung zwischen 2m- und 70cm-Relais wurde realisiert.
Damit konnten ferngesteuert über einen Steuerton (2135 Hz) beide
Relais miteinander verbunden werden, für Crossbandbetrieb. Ein
paar Jahre später wurde diese Kopplung aber wieder entfernt, weil
sie manche Benutzer irritierte und kaum genutzt wurde. |
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Nichts ist von Beständigkeit |
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Im Herbst 1991 zeichnete sich ab, dass der 2m-Relaiskanal R8
(145,200 / 145,800 kHz) den Interessen der Satellitenfreaks zum Opfer
fällt, wie schon zuvor Kanal R9. Dies bedeutete für DBØUA
wieder einmal QSY.
Es gab mal wieder die üblichen Proteste der Betreiber
von DB0XW meinte damals: »Amateurfunk ist ein gemeinsames Hobby
und nicht ein gemeines Hobby für Einsame« aber für
die betroffenen Relaisbetreiber blieb schließlich nur Wahl, entweder
die Frequenz zu wechseln oder QRT zu machen.
Manche »Machthaber« im DARC drohten unverhohlen,
die Befürwortung seitens des DARC Referats zu widerrufen, falls
einzelne Relaisbetreiber nicht spuren. Was freilich damals für
die Relaisbetreiber bedeutet hätte, tatsächlich die Genehmigung
zum Betrieb der Relaisfunkstelle zu verlieren.
Beruhigend zu wissen, dass solch unfeine Druckmittel heute nicht
mehr greifen, weil die Genehmigungen zum Betrieb von automatischen
Stationen nicht mehr an den DARC gekoppelt sind, sondern an den für
die Station Verantwortlichen. Und das ist sehr gut so!
Wie auch immer,
die Sache hatte weitere Haken und Ösen:
Die Zahl der Relaisfunkstellen war ständig gestiegen, die Relaiskanäle
hingegen weniger geworden. Der einzig sinnvolle Vorschlag einer grundsätzlichen
Änderung des Kanalrasters von 25 kHz auf 20 kHz (wie bei kommerziellen
Funkdiensten üblich und bewährt), wodurch wieder zehn Relaiskanäle
verfügbar gewesen wären, fand keine Mehrheit.
Also kam man auf die unselige Lösung mit den »X-Kanälen«,
die man zwischen die verbleibenden acht Kanäle pferchte. Dies
bedeutet faktisch ein Raster mit einem Kanalabstand von nur mehr 12,5
kHz. Dies erfolgte unter Missachtung der Tatsache, dass es aufgrund
der Empfängerbandbreiten nahezu aller Amateurfunkgeräte zwangsläufig
zu Nachbarkanalstörungen (Splattern) kommen muss, weil diese eben
für ein Kanalraster von 25 kHz bzw. 20 kHz ausgelegt sind.
Selbst wenn jemand seine Relaisfunkstelle sender- und empfangsseitig
auf 12,5kHz- Parameter umbauen und justieren würde, so scheiterte
ein korrekter Betrieb an den Funkgeräten der Benutzer. Der größte
Teil ließe sich nicht oder nur mit großem Aufwand umrüsten
(schmalere RX-ZF-Filter, etc.). Das sind ähnliche Probleme wie
seinerzeit bei der Umstellung der NöbL-Geräte vom 50 kHz-
auf das 20kHz-Raster nur wenige Geräte mit 50kHz-Raster
ließen sich damals umbauen.
Die Physik lässt sich nicht verdrängen:
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Im 12,5kHz-Raster wird die Reichweite bei FM gegenüber
dem 25kHz-Raster nahezu halbiert oder die Sendeleistung müsste
verzehnfacht werden.
-
Bei Erhöhung der Leistung um 10 dB könnten aber
nur noch 60 % der jetzigen Relaisfunkstellen betrieben werden.
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Trennschärfe und NF-Verstärkung bei allen auf
dem Markt befindlichen UKW-
Amateurfunkgeräten sind im 12,5kHz-Raster unzureichend, weil
diese für das
25kHz- bzw. 20kHz-Raster ausgelegt sind.
-
Durch die Vervielfachung der Kanäle wachsen die Intermodulationsstörungen.
Die Nachbarkanalselektion verschlechtert sich.
Im 25kHz-Raster steht eine belegbare Bandbreite von 17,5 kHz
zur Verfügung. Der Spitzenhub kann bei einer höchsten Modulationsfrequenz
von 3 kHz 5,75 kHz betragen, im 12,5kHz-Raster dagegen nur 1,4 kHz.
Gleichzeitig verringert sich der so genannte Modulationsindex
M (man kann diesen mit der Lautstärke der Modulation vergleichen).
Beträgt dieser im 25kHz-Frequenzraster 1,9, so reduziert er sich
auf 0,45 im 12,5kHz- Raster.
Manche wollen es bis heute nicht wahrhaben, dass diese Festlegung
auf das 12,5kHz-Raster eine der größten Eseleien war, die
auf das Konto der IARU-Gremien geht. Zwar wird diese Fehlentscheidung
immer wieder schön geredet, was aber die dadurch verursachten
Probleme keinesfalls löst.
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Das 2m-Relais verfügt über viele Einrichtungen. Auch
solche, die man vielleicht nicht unbedingt braucht, die aber dennoch
komfortabel sind und auf die man nicht unbedingt verzichten möchte.
Der Augsburger Zoo hat DBØUA dankenswerter Weise einen
Graupapagei gestiftet. Graupapageien haben zwar kein farbenfrohes Federkleid
wie manche ihrer Artgenossen, aber sie sind sehr sprachbegabt.
Unser Graupapagei hört auf den Namen Korax. Sein
Platz ist im Schaltschrank, in dem die Geräte der Relaisfunkstelle
DBØUA untergebracht sind. Dort ist es das ganze Jahr über
schön warm und Korax fühlt sich auch richtig wohl.
Korax ist ein ungewöhnlich gelehriger Papagei. Während
ein gewöhnlicher Graupapagei es auf einen Wortschatz von allenfalls
mehreren hundert Wörtern bringt, beherrscht Korax locker 5000
Worte. Er kann auch alle Stimmen täuschend echt nachmachen.
Korax hört am Relaisempfänger ständig mit. Wenn
zum Beispiel jemand sagt, »Hier ist DL1XYZ mit Test«, dann
kann Korax das ein paar Sekunden später nachsprechen. Dabei macht
er auch die Geräusche nach. Rauschen zum Beispiel oder übertragene
Lichtmaschinengeräusche. Und zwar perfekt. So kann sich, wer will,
anhören, wie seine Aussendung über das Relais kommt.
Einerseits sind wir froh, dass wir dieses putzige Tierchen haben,
weil Korax auch auf das Relais aufpasst und besorgte und ängstliche
Bewohner des Schwabencenters immer wieder beruhigt und beschwichtigt:
»Nein, unsere Sender produzieren überhaupt keinen Elektrosmog.
Schauen sie mich doch an - ich bin kerngesund!«
Dennoch hat jedes Ding zwei Seiten: Korax frisst gerne und viel.
Nüsse, Beeren, Mais und Hirse. Das kommt zu den laufenden Kosten
für die Relaisfunkstelle DBØUA hinzu, denn für die
Nutzung des Standortes muss bezahlt werden. Es besteht schon ein bisschen
die Gefahr, dass Korax den OV Augsburg, T01, arm frisst. Deshalb an Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser,
die Bitte:
Auch wenn Sie gerade nicht Ihre Spendierhosen tragen, dafür
aber ein Herz für Tiere haben und ein paar Euro für Nüsse
und dergleichen übrig, Ihre Spende ist sehr willkommen.
Bitte angeben: »Spende für DBØUA«.
Dieses neue Relais verfügt auch über eine Anbindung
an EchoLink, wodurch Verbindungen mit der ganzen Weit möglich sind.
Das kann schon seinen Reiz haben: Mit einem kleinen Handfunkgerät
mal eben schnell vom Augsburger Kö oder aus dem Siebentischwald
heraus mit einer Station in Australien zu sprechen.
[Eine technische Beschreibung des 2m-Relais finden Sie hier.]
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Es gäbe noch vieles zu berichten, denn 1972 bis heute sind
eine lange Zeit. DBØUA hat Höhen und Tiefen durchgemacht,
wurde gelobt und getadelt. Wie es halt im Leben ist.
Jene, die in den Siebziger Jahren meinten, Relais seien kein
Amateurfunk oder das Ende desselben haben nicht recht behalten. Ebensowenig
haben sich Prognosen bewahrheitet, EchoLink sei das sichere Ende des
Amateurfunks.
Der Amateurfunk hat sich nur insgesamt gewandelt - wie so vieles
um uns herum.
Ob etwas besser geworden ist oder schlechter, das wird jeder für
sich selber entscheiden müssen, und die Beurteilung kann deshalb
nur rein subjektiv sein.
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Ja, obwohl 1993 ein Unterabteilungsleiter des früheren
Bundesministeriums für Post und Telekommunikation sinngemäß
meinte, der Amateurfunk würde von innen heraus verrotten ... |
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... bisher wurde der Amateurfunk nicht ruiniert.
Obwohl einem mitunter schon Angst und Bange werden kann.
Zum Beispiel bei so manchen Relaisfunkern, die nicht so recht
begriffen haben oder begreifen wollen, welchen Zweck Relaisfunkstellen
haben ... |
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