Historisches

QST, 32, Sept. 1920

Göttliche Eingebungen für Funkamateure?

Diese Darstellung aus dem US-amerikanischen Amateurfunkmagazin QST vom September 1920 könnte vermuten lassen, dass Erzengel Gabriel, der als Schutzpatron aller Fernmelder und Funker – also auch Funkamateure – gilt (oder zumindest galt), etwas ratlos ist.

Als himmlischer Bote soll er ja den Menschen die göttlichen Botschaften und Ratschlüsse überbringen. Was ihn aber zu einer Zeit, in der Knallfunkensender die meisten Funker längst um ihr Hörvermögen gebracht hatten, vor schier unlösbare Problem stellte.

Also rief er aus:

  • »Wer wird denn mit CW in die Luft gehen?
    Greife lieber zu SSB – dann geht alles wie von selbst!

    Und falls nicht, so höre meine Vision:
    EchoLink around the World!

    Mensch, lasse das Land der Blitze und des Donners hinter dir!
    Verplempere auch nicht deine kostbare Zeit in Tubekistan!

    Denn: Transistonien ist das gelobte Land, das ich dir zeigen möchte!«
     

Aber der Mensch ignorierte Boten und Botschaft. »Transistonien?!«, spottete er, »Ich bin doch nicht blöd: Überall Löcher und alles leitet nur halb!«

Und so musste er einen weiten von glühenden Glaskolben gesäumten Weg gehen. Erst viele Jahre später kam er durch Germanien, ehe er Silizien erreichte, wo er derzeit noch verharrt.

Wobei er sich sogar mitunter einbildet, dies sei das Endziel seiner langen Reise. Ein Irrtum, wie es scheint, denn vergänglich ist, was man Stand der Technik nennt.

 

Übrigens:
Was den Schutzpatron der Funkamateure betrifft, so scheint dies heute nicht mehr uneingeschränkt der Erzengel Gabriel zu sein. Jedenfalls haben die Brasilianer zwischenzeitlich ihren Landsmann portugiesischer Herkunft,

  • Pater Roberto Landell de Moura (1861 – 1928)

zu ihrem Schutzpatron erkoren.

Überhaupt gilt er als der erste Funkamateur, und war zeitgenössischen Berichten zufolge der erste, dem die drahtlose Kommunikation über eine größere Distanz gelang, denn im Jahre 1893 – also drei Jahre vor Marconi – übertrug er in Sao Paulo mit selbst gebauten Geräten die menschliche Stimme und das Ticken einer Uhr über eine Entfernung von acht Kilometern.
 

Und die IARU bat im Jahre 1982 den Papst, er möge doch bitteschön

  • Pater Maximilian Kolbe, SP3RN
    (1941 im KZ Auschwitz ermordet, 1982 heilig gesprochen),

zum

  • Schutzpatron der Funkamateure der ganzen Welt

bestimmen.

Die damals nach Berichten des ehemaligen 1. Vorsitzenden des DARC, Philipp Lessig, DK3LP, vom Vatikan in einem Antwortschreiben zugesicherte wohlwollende Bearbeitung dieses Antrags zur »Bestimmung des Schutzpatrons« ist offenbar noch nicht abgeschlossen. Ob man da mal bei Benedikt ...

 

Dies alles aber nur am Rande, denn so weit wollen wir dann doch nicht zurückgehen, bei unserem Ausflug in die Vergangenheit. Und auch eine detaillierte Betrachtung des Knallfunkensenders, der beim Öffnen dieser Seite das Rufzeichen DBØUA morst, würde den Rahmen dieser Internetseite sprengen.

Um bei der Gelegenheit auch gleich möglichen Gerüchten entgegenzutreten: Bei DBØUA war zu keiner Zeit ein Knallfunkensender in Betrieb. Falls also jemand solche Geräusche über DB0UA hören sollte, so entstammten diese ganz gewiss anderen Quellen. Wer weiß, vielleicht verursacht von Knallköpfen, wovon hier die Rede ist?

Aber schauen wir uns jetzt mal ein wenig die Entwicklung auf den höherfrequenten Bändern seit den 60er Jahren an, wie sich der FM-Kanalfunk trotz anfänglicher Widerstände im mobilen Funkbetrieb (aber nicht nur dort) durchsetzte, und lassen wir den Aufbau des heute bestehenden Netzes von Relaisfunkstellen des Amateurfunkdienstes, das sowohl Laien als auch Fachleute beeindruckt, seit Mitte der 60er Jahre bis heute an uns vorüber ziehen.

Freilich fokussieren wir dabei unseren Blick insbesondere auf DBØUA und das Drumherum. Viel Spaß dabei!

 

 

Rückblick

Wer vor etwa 40 Jahren schon ein (vorwiegend selbst gebautes) 2m-Funkgerät besaß und über das Band drehte, hörte meistens nichts – außer Rauschen und mitunter den einen oder anderen Träger, die aber oft durch das Empfängerkonzept bedingt waren.

Die Lage dieser internen Pfeifstellen merkte man sich und so konnte man sie gut von den außen über die Antenne zum Empfänger gelangenden Signalen unterscheiden.

Nur wenige Funkamateure waren auf diesem für damalige Begriffe eher exotischen Band QRV, und wenn, dann meistens in der Modulationsart AM.

Der Empfänger war in der Regel durchstimmbar, der Sender gewöhnlich quarzgesteuert. Der Grund dafür war, dass man mit Amateurmitteln nicht so leicht einen Sender-VFO mit ausreichender Frequenzgenauigkeit und  -stabilität realisieren konnte. Der Quarz war die Garantie, dass man mit seinem Sendesignal innerhalb der Bandgrenzen blieb.

Meist machte man sich nicht die Mühe, einen kompletten Sender und Empfänger für das 2m-Band zu bauen, sondern setzte empfängerseitig mittels Konverter die Frequenz auf das 10m-Band um. Senderseitig wurde das im Kurzwellensender im Frequenzbereich 28 bis 30 MHz erzeugte Signal auf den Frequenzbereich 144 bis 146 MHz umgesetzt.

Nachstehendes Bild zeigt einen Röhrenkonverter aus den 60er Jahren.

2m Röhrenconvertererter

 

Schaltbild Röhrenkonvertererter

Frequenzumsetzung war bis in die 80er Jahre auch bei den höheren Bändern üblich. Vom 70cm-Band erfolgte auch die Umsetzung auf das 2m-Band. Was aber bei der Modulationsart SSB senderseitig nicht unproblematisch ist, weil die entstehende dritte Oberwelle sich nur mit entsprechend großem Aufwand ausfiltern lässt.

Unproblematisch freilich war hierbei die Modulationsart FM. Hierbei wurden vielfach sog. Vervielfacher mit Varaktordioden eingesetzt, die Leistungen in der Größenordnung von etwa 10 Watt ermöglichten.

 

Betriebstechnik

Ein für die damalige Zeit typischer CQ-Ruf auf dem 2 Meter Band erstreckte sich über die Zeitdauer von mindestens einer Minute und hörte sich etwa so an:

  • »CQ 2, CQ 2, CQ 2, CQ 2 ...
    … hier ruft DL3HX in Augsburg ...
    … CQ 2, CQ 2, CQ 2, CQ 2 ...
    … Dora Ludwig Drei Holland Xanthippe ...
         ruft CQ 2, CQ 2, CQ 2 …
    … und DL3HX[*] geht auf allgemeinen Empfang ...
    ... hört zuerst auf dieser Frequenz und dreht dann
       von 144 Band aufwärts...
    … Bitte kommen ... Daahdidooooo... «
    [* DL3HX hieß Franz König, wohnte in Augsburg und ist inzwischen verstorben.]

Dieses »Über-das-Band-drehen« war deshalb notwendig, weil die Gegenstation senderseitig meistens auch quarzgesteuert war; aber eben auf einer ganz anderen Frequenz.

Viele fanden »ihren« Quarz ganz einfach in der Bastelkiste. Die Ausgangsfrequenz dieses Quarzes war von zweitrangiger Bedeutung, es musste sich damit nur eine Endfrequenz erzeugen lassen, die irgendwo zwischen 144 und 146 MHz lag.
Notfalls änderte man kurzerhand die Frequenzaufbereitung des Senders.
»Hausfrequenz« nannte man das damals, und nahezu jeder hatte seine eigene.
 

2m-Bandplan 1968

Der offizielle Bandplan für das 2 Meter Band aus Dem Jahr 1968.

Es waren zwar alle Betriebsarten zugelassen, aber praktisch gab es damals nur die gute alte Amplitudenmodulation – meist mit einer QQE03-12 erzeugt. Aber es gab auch schon Endstufen mit Transistoren.

 

 

Weitverbindungen auf UKW?

Zum Beispiel Bayerischer Bergtag (BBT)

Wenn der Berg nicht zu mir kommt, so muss ich notgedrungen auf den Berg gehen. Wenn ich mir aber damals schon die Mühe machte, meine 2m-Portabelstation, die mit Batterien immerhin einige Kilogramm wog, in 2000 Meter Höhe zu schleppen, dann wollte ich doch auch einige Weitverbindungen tätigen.
Aber was nützt es, wenn ich mir die Stimmbänder aus dem Hals rufe, aber kein Mensch über das Band dreht?

1954 wurde die Idee des Bayerischen Bergtages (BBT) geboren; zweimal im Jahr wird auch heute noch dieser Wettbewerb ausgetragen. Damals für viele Funkamateure die einzigen Möglichkeiten, auf den ultrakurzen Wellen DX zu machen.

»...war DL6DW anlässlich des BBT-Kontestes vom 5. bis 6. August auf dem 3203 m hohen Kitzsteinhorn und schaute bei minus 10 Grad auf ein brodelndes Wolkenmeer unter sich, während die anderen BBTler weiter unten im kalten Regen saßen. Die Bedingungen waren durchschnittlich.«

UKW-Rundschau im DL-QTC 12/1967 (frühere Clubzeitschrift des DARC)


Wieder nix ... und ich Rindvieh schlepp des ganze schwere Glump bis da rauf ...

»Derjenige OM, der mit einer mit Liebe und Mühen selbstgebauten Station im Rucksack und einer zerlegbaren Antenne unter dem Arm zu Fuß auf „seinen“ Berg kraxelt oder auch mit der Bergbahn einen möglichst hochgelegenen Standort zustrebt und dort bei allen Wetterverhältnissen, auch bei Regen, Wind und Schneefall, seine QSOs gefahren hat, kennt den besonderen Reiz dieses Wettbewerbs.«
(Sepp Reithofer, DL6MH, zum BBT)

Den BBT gibt es heute noch –
aber doch etwas anders ...

 

 

Semco MiniLausen 2m AM Transvceiver

Mini-Lausen von Semcoset
So ein Gerät kann man nur sehr schwer beschreiben – man muss es erlebt haben.

 

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Oder ungefähr zwei Stunden Europa mit

ARTOB und BARTOB

Von Zeit zu Zeit wurde der Funkbetrieb auf den UKW-Bändern sehr interessant:
Linear-Transponder wurden von Funkamateuren entwickelt und gebaut.

Im Prinzip war es das Gleiche, was man heute »Ballonprojekte« nennt.
Ungefähr zwei Stunden UKW-DX.

ARTOB

Die ARTOB-Aufstiege wurden von OK1VMS mit dem QTH-Kenner HK 72 b am 18. und 25.6.1967 beobachtet.
Er konnte über ARTOB am 18.6. mit DL3BJ und DJ5BV arbeiten und DL1RX, DM2BEL, DJ2US, PAØLM, HB9MX und HB9QQ hören.
Am 25.6. gelang OK1XW eine Verbindung mit PAØHEB. OK1VMS hörte am 25.6. DM2BEL, DM4YSN und DL1RX.
UKW-Rundschau im DL-QTC 12/1967

Für Starts von BARTOB-Flügen wird zurzeit noch auf die Genehmigung von der Bayr. Landesregierung gewartet.
Die Genehmigung soll bis Ende Juni erteilt worden. Es soll in Zukunft nur noch ein neu hergerichteter 70cm- / 2m-Umsetzer geflogen werden.

Der bisher geflogene 2m- / 2m-Transponder kann nicht mehr eingesetzt werden, weil die Ansprechbereiche der FM-Relais-Stationen in den Ansprechbereich des BARTOB-Umsetzers fallen.
Durch den Ausfall dieses Umsetzers ist es den in Südosteuropa wohnenden Funkamateuren leider nicht mehr möglich, über Ballonumsetzer zu arbeiten. Ihnen ist das 70cm-Band als Amateurband nicht zugeteilt.

Der am 23.05. gestartete 70-cm / 2m-ARTOB-Transponder war ein Jubiläumsflug. Es war der bisher längste Flug von 11:04-15:28 Uhr. Über den ARTOB Nr. 50 wurden über 110 verschiedene Stationen registriert, von denen etwa 15 % CW machten.

Der nächste ARTOB-Start ist am 13.06. um 11:00 Uhr geplant. Es fliegt wieder der von OE2OML gebaute 70-cm-/2-m-Transponder. Um die Geräte schneller in die Höhe zu bringen, werden zwei Ballons benutzt.

Rückblickend kann festgestellt werden, dass bei 50 Flügen kein Gerät verlorengegangen ist. Durch ausgezeichnete Zusammenarbeit des ARTOB-Suchteams mit den Mobiljägern konnten die Geräte teilweise schon 10 Minuten nach der Landung geborgen werden.

Allen Mobiljägern und den Erbauern der Geräte DJ4ZC und OE2OML sei auf diesem Wege recht herzlich gedankt.

VY 73 de DL3YB/A

  • Falls es jemand nicht weiß:
    ARTOB ist die Abkürzung für Amateur Radio Transponder on Balloon.

    Und BARTOB?
    Das ist ein Bavarian Amateur Radio Transponder on Balloon.
    Einer aus dem Freistaat Bayern halt.

    Übrigens:
    ARTOB – oder Ballonmission, Ballonprojekt, wie man es heute nennt – hat in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren.
    Mehr darüber hier.

 


Startschwierigkeiten

FM-Modulation?!  Kanalbetrieb?!  Relaisfunk?!

»... Der Kanalbetrieb ist technisch interessant, aber für den Amateurfunk nicht durchführbar, weil daran kein allgemeines Interesse besteht und die technischen Voraussetzungen fehlen ...«

»... Die Anführung der kommerziellen Dienste als Vorbild ist grotesk. Es hat den Anschein, dass dieser Vorschlag nur zum Ziel hat, den Durchbruch des VFO und die Normalisierung auf dem 2-m-Band zu bremsen ...«

»... Was hier vorgeschlagen wird (Kanalbetrieb auf den UKW-Bändern), würde praktisch eine Reglementierung bis ins Letzte bedeuten.
Dies wäre das Ende des Amateurfunks!«

[Soweit einige Leserbriefe im DL-QTC, Oktoberheft 1965]
 

Düstere Gedankenanken

Hochkonjunktur für
alle Bedenkenträger ...

 

Und eine Prognose von DL9AR im DL-QTC 8/1968 - Seite 471:

»Man mag sich streiten, welche Modulationsart in zehn Jahren auf dem 2-m-Band den Vorrang hat, AM, SSB oder FM.

AM wird, wenn sie auch nicht die wirkungsvollste Modulationsart ist, immer auf dem 2-m-Band existieren. Schon die Verbreitung der handlichen Transistor-Funksprechgeräte wird dafür sorgen, dass AM nie ausstirbt.«

 

AM-Sender

AM-Sender für das 2m-Band (um 1970)

Ein Kanal und etwa ein halbes Watt Hochfrequenz auf 2 Meter. Annähernd so groß (einschließlich Akkupack) wie ein heute modernes Duoband-Handfunkgerät mit ein paar hundert Kanälen und 5 Watt Leistung.

 

 

Die Japaner hatten Mitte bis Ende der Sechziger Jahre den Europamarkt noch nicht so recht entdeckt. Es gab aber schon mehrere 2m-Transceiver, wenn auch nur für die Modulationsart AM.

Weit verbreitet war der von Minix (Richter&Co) vertriebene MTR-25, ein 2m-AM-Transceiver mit 10 Watt PEP (QQE03-12) Senderausgangsleistung.

Minix MTR-25

300 x 160 x 340 mm groß und 6 kg schwer. Da hatte man schon etwas in der Hand.

Bezüglich Größe und Gewicht war der MTR-25 aber nicht unübertroffen. Der TR-2E von TRIO (Kenwood) brachte noch einiges mehr auf die Waage.

TRIO TR - 2E

Der TRIO TR-2E war voll mit Röhren bestückt, machte 10 Watt HF-Ausgangsleistung (Endstufe mit QQE03-12), mit richtiger Amplitudenmodulation, die eine 20 Watt NF-Endstufe mit entsprechendem Modulationstrafo ermöglichte. Im Empfängereingang steckte eine Nuvistorröhre, die eine höhere Empfängerempfindlichkeit und besseres Großsignalverhalten brachte, als die damals üblicherweise verwendeten Bipolar-Transistoren. Jeweils ein VFO für Sender und Empfänger, die allerdings nicht besonders frequenzstabil waren. Deshalb war die Kiste wohl auch noch umschaltbar auf »XTAL« – also auf einen Quarz.

Die deutsche Firma Götting und Griem produzierte seit Mitte der Sechziger Jahre den legendären 2m-Transceiver 2G70, der speziell für die Modulationsart SSB ausgelegt war, jedoch auch AM und später auch FM ermöglichte.

2G70B

Hier abgebildet ist der 2G70B, der mit Transistoren bestückt war, bis auf Treiber und Endstufe, die mit jeweils einer QQE03-12 arbeiteten. Die Leistung betrug 10 Watt HF.


Das freigelassene Feld an der Frontplatte links oben konnte vorzüglich für zusätzliche Schalter und Regler genutzt werden, wie auch im Innern des Gerätes ausreichend Platz für zusätzliche Einbauten war. Ja, manche vermissen heute solche »Freiräume«.

Gut am Markt vertreten war die ganze Zeit über die Firma Semco mit ihrer Semcoset Serie. Nachfolgende Abbildung zeigt den Semco-SSB.
 

Semcoset Semco-SSB

Diese Geräte waren auch als Bausatz erhältlich und erfreuten sich großer Beliebtheit. Semco setzte von Anfang an auf Transistortechnik, auch bei den Hochfrequenz-Endstufen.

Anfang der Siebziger Jahre brachte die Firma Braun das riesige und entsprechend teure »Schlachtschiff« SE-600 auf den Amateurfunkmarkt.

Braun  SE 600

Wahlweise mit handgeeichter analoger Frequenzskala oder – wie in dem Bild dargestellt – mit digitaler Frequenzanzeige durch Glimmzifferröhren.

 

 

Jede Menge Funkschrott

Es sah geraume Zeit danach aus, dass nach dem Siegeszug auf Kurzwelle als Hauptbetriebsart SSB auf dem besten Weg war, auch die VHF- und UHF-Bänder zu erobern. Doch dann kam ein Ereignis dazwischen, wodurch einiges anders laufen sollte.

Durch einen Erlass des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen (wurde 1997 aufgelöst) waren bis zum 1. Januar 1970 sämtliche NöbL-Funkanalgen (NöbL = Nicht öffentlich beweglicher Landfunk, also Betriebs-, Taxifunk, etc.) vom 50kHz- auf das 20kHz-Raster umzustellen. Von dieser Maßnahme waren ca. 150.000 Anlagen betroffen. Nur wenige dieser Geräte ließen sich auf das 20lHz-Raster umrüsten und somit weiter im NöbL-Bereich einsetzen.

So wurde der Amateurfunk-Surplusmarkt ab Mitte 1969 mit FM-Funkgeräten im 50kHz Kanalraster überschwemmt. Diese Geräte konnten mit Amateurmitteln ohne nennenswerte Schwierigkeiten für den Einsatz im 2m-Amateurfunkband umgebaut werden. Storno-CQM13, Bosch-KFT160, Siemens-W2 – die nicht mehr ganz Jungen werden sich noch gut daran erinnern – waren freilich »Röhrengräber«, aber dafür billig.

Bosch KFT-160

KFT-160 (Bosch) Links das Hauptgerät, rechts das Bediengerät mit Mikrofon.

Immerhin waren mit einem solchen Gerät senderseitig 10 Watt Ausgangsleistung möglich und wer mit der Empfängerempfindlichkeit nicht zufrieden war, der konnte mittels Transistor-Vorverstärker (die ersten Feldeffekttransistoren gab es inzwischen) diese erheblich verbessern.

Diese Entwicklung fand allerdings nicht die ungeteilte Zustimmung in Deutschlands Amateurfunkwelt. Schon bald bildeten sich zwei Lager: Die einen, die es ganz gut fanden, für wenig Geld eine brauchbare Station zu bekommen und mit der man auch was anfangen konnte. Wenn man mal davon absah, dass das eigentliche Funkgerät eines Storno-CQM13 nur in einem ausreichend großen Kofferraum unterzubringen war (in einem VW-Käfer war das schon problematisch) und nur das Bediengerät, das auch noch wesentlich größer war, als ein heute üblicher Duobander mit 40 Watt Ausgangsleistung, am Armaturenbrett Platz fand.

Und dann gab es jene, die prinzipiell gegen die Modulationsart FM waren, da sie ihnen antiquiert erschien. »Frequenzmodulation?«, »Vertikale Polarisation?«, »Kanalfunk?«, »Frequenzraster anstelle variabler Ferquenzabstimmung?
 

AM only

Ja, war man denn komplett verrückt geworden?! »Rückschritt in die Steinzeit!«, »FM hat doch eine viel zu geringe Reichweite!«, »Unmöglich«, »... ganz zu schweigen von der riesigen Bandbreite!«, usw.

Manche OM’s prognostizierten, dass dieser Spuk ohnehin schnelle vorbei sein werde, weil FM wohl verboten werde, wenn weltweit der Satellitenbetrieb Einzug in den Amateurfunk hält. Dann sei für solche Breitband-Betriebsarten schlicht kein Platz mehr vorhanden.

Es dauerte aber nicht allzu lange, da ersetzten auch diese Propheten ihre rundstrahlenden Halo-Antennen horizontaler Polarisation auf dem Autodach durch einen unauffälligeren vertikalen Stab. Und in so manchem Kofferraum fand plötzlich ein Storno-CQM-13 oder ein ähnliches Röhrengrab Platz.

Wer das immer noch nicht wollte, der machte FM-Signale mit viel Fingerspitzengefühl an seinem VFO-abgestimmten AM-Empfänger durch Flankendemodulation hörbar, und übersteuerte seinen AM-Sender derart, dass so viel Phasenmodulation erzeugt wurde, dass ihn die Gegenstation einigermaßen verstehen konnte.
In AM ging nämlich bald nahezu überhaupt nichts mehr.

Das erste volltransistorisierte FM-Mobilgerät aus japanischer Produktion, das Sommerkamp IC2F mit 6 Quarzkanälen, 12 Watt Sendeleistung und einer Empfängerempfindlichkeit von ca. 0,3 µV (10 dB S/N) sollte erst 1971 auf den deutschen Markt kommen.

 

SOKA IC-2F

Für schlappe tausend Mark konnte man sich dieses 16 x 19 x 7 cm große Gerät unter das Armaturenbrett schrauben. Das IC2F hatte etwa die Größe des Bediengerätes eines Storno CQM-13.

In obigem Bild erkennt man übrigens zwischen den Reglern VOL. und SQU. einen schwarzen Drucktaster:
Der bekannte »Selektivruf« Made in Germany – mit n Wahlmöglichkeiten.
Wobei n ein konstanter Wert ist, nämlich 1, definiert als Einzelton 1750 Hertz.

 

 

 

Nicht aufzuhalten: FM-Relaisfunk

Über den großen Teich kam dann die Kunde, dass sich die Funkamateure in den USA so genannter »Repeater« bedienen, die an exponierten Standorten (hohe Gebäude, Berggipfel) installiert werden und damit eine größere Reichweite zulassen. Eigentlich nichts neues, denn kommerzielle Funkdienste, wie Polizei und Rettungsdienste, praktizierten dies schon lange.
 

Prinzipskizze Relaisfunk

Wie es funktioniert, ist heute jedem klar: Für zwei, Stationen, die sich auf direktem Wege über Funk nicht erreichen können aber die Relaisfunkstelle an einem exponierten Standort, ist es, als wäre eine der beiden Stationen am Relaisstandort.

Neben den FM-Relaisfunkstellen, die eben nur frequenzmodulierte Signale übertragen können, und das nur auf einem einzigen Kanal, gibt es noch so genannte »Linear-Transponder«. Solche Transponder können innerhalb einer bestimmten Bandbreite mehrere Signale gleichzeitig übertragen, wobei es egal ist, welche Modulationsart (SSB, CW, AM, FM, RTTY, SSTV, etc.) gewählt wird.

Amateurfunksatelliten arbeiten in der Regel nach dem Transponder-Prinzip. Es wäre ja auch nicht besonders sinnvoll, einen teuren Satelliten in den Orbit zu schießen, worüber dann nur auf einem einzigen Kanal Funkbetrieb zu machen wäre.

Auf dem Boden sieht es freilich etwas anders aus, strebt man in der Hauptsache doch nur eine begrenzte Erhöhung der Reichweite im regionalen Bereich für Mobil- und Portabelstationen an.

Auch die Kosten spielen dabei eine Rolle: Ein FM-Relais lässt sich wesentlich billiger realisieren, weil auf Fertiggeräte bzw. ausgemusterte kommerzielle Anlagen zugegriffen werden kann. Linear-Transponder müssen in der Regel selber gebaut werden.

 

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DLØNFA – erste FM-Relaisfunkstelle in DL

Einige Funkamateure aus dem Nürnberger Raum dachten 1968 darüber nach, wie auch in DL eine Relaisfunkstelle errichtet werden könnte. Das Problem dabei war, dass ein derartiger Umsetzer ja nicht ständig von einem lizenzierten Funkamateur besetzt sein konnte, also automatisch arbeiten musste.

Dies war zwar kein technisches Problem, aber eine Betriebsgenehmigung für einen derartigen »Blechdeppen« zu erhalten, der sich nur ferngesteuert ein- und ausschalten lässt, war zu dieser Zeit aus Sicht der Genehmigungsbehörde (damals die Deutsche Bundespost) keineswegs selbstverständlich.

Es gab damals aber schon Bakensender kleiner Leistung, die zur Beurteilung der Ausbreitungsbedingung dienten sowie einige wenige AM-Umsetzer.
Nach längerem Hin und Her erhielten die Nürnberger OMs eine befristete Erlaubnis, zu Versuchszwecken eine FM-Relaisfunkstelle auf dem Moritzberg, ca. 15 km östlich von Nürnberg, 630 m über NN, zu errichten und zu betreiben.

Diese erste FM-Relaisfunkstelle in Deutschland hatte das Rufzeichen DLØNFA und wurde am 5. Juli 1969 in Betrieb genommen. Ab diesem Zeitpunkt wunderte sich nicht wenige Funkamateure in Süddeutschland, wenn sie auf 145,850 MHz Runden von Stationen aus dem Raum Nürnberg in FM hörten. So mancher OM versuchte erst mal vergeblich, in diese Runden einzusteigen, bis er dahinter kam, dass dies nur möglich ist, wenn er 1,7 MHz tiefer sendet.

Für Mobilstationen war die Reichweite plötzlich außergewöhnlich groß: Autobahn Richtung Frankfurt bis kurz vor Würzburg, nach Norden bis Bayreuth, und in südlicher Richtung bis kurz vor Greding.
Für heutige Maßstäbe also ein Regionalrelais – aber der erste Schritt war getan.
 

Interessant in dem Zusammenhang ist die von den Vätern des Nürnberger Relais damals vertretene Auffassung bezüglich des Aufbaus eines DL-weiten Relaisnetzes:

»Der Kanal B (144,150 MHz Eingabe, 145,850 MHz Ausgabe) ist bei den Planungen bevorzugt zu verwenden, während der Kanal D (144,200 MHz Eingabe, 145,900 MHz Ausgabe) nur zur Lückenfüllung mit geringer Reichweite verwendet werden soll.
Mit diesen beiden Kanälen ist eine ausreichende Versorgung sichergestellt
. Weitere Kanäle sollen in keinem Fall verwendet werden, da sich sonst schnell dasselbe Durcheinander wie in den USA ergeben würde.«

Ende des Zitats.

 

 

Ein FM-Umsetzer auf der Zugspitze

Nach einer Sitzung des Fernmeldetechnischen Zentralamtes (FTZ) im Juni 1979 liberalisierte die Deutsche Bundespost das Genehmigungsverfahren für automatische Stationen. Die »Genehmigung für zeitlich begrenzte Versuche« wurde ersetzt durch eine »Sonderlizenz für eine Relaisfunkstelle«.

Im Juli 1970 installierten DJ9HJ und DL9ZD auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze das erste Zugspitzrelais. Diese »unbemannte Clubstation« hatte damals das Rufzeichen DLØZU.

DLØZU (heute DBØZU) bestand aus einem Bosch-KFT160, das mit der zugehörigen Ablaufsteuerung und der Antenne bei der Zugspitz-Wetterwarte im Freien(!) aufgebaut war. Nötige Wartungsarbeiten – die Brennstundenzahl der Röhren war ja begrenzt – gestalteten sich wegen der Witterungsbedingungen auf der Zugspitze oft recht schwierig. Im Winter und im Frühjahr war ein Zugang zu den Geräten, die manchmal erst vom Schnee frei geschaufelt werden mussten, unter Umständen gänzlich unmöglich.

Das Zugspitzrelais wurde damals auf dem gleichen Kanal betrieben wie das Nürnberger Relais. Überschneidungen der Einzugsbereiche waren somit vorprogrammiert.

 

Zugspitze Schneefernerhaus

Der Modulationshub interessierte damals kaum jemand. 15 kHz? Na und?! Man benötigte auch noch keinen Rufton zum Öffnen des Relais, Begriffe wie »CTCSS« waren noch unbekannt und die Relais piepten am Ende eine Durchgangs noch nicht. Den »Roger-Piep« kannte man nur von den Mondlandungen der Amis.

Es war noch vieles anders als heute. Nur etwas gab es auch damals schon: »Spaßvögel«, die es ungeheuer witzig finden, via Relais allen möglichen Unfug anzustellen. Und es gab freilich auch jene Zeitgenossen, die sich furchtbar darüber aufregen, und auf diese Weise QSO für QSO ihrem Magengeschwür oder Herzinfarkt ein gutes Stück näher kommen. Zu diesen unliebsamen »Begleiterscheinungen« hier mehr.

Links im Bild: Wetterwarte Zugspitze, wo das Relais DBØZU untergebracht ist.

Bezüglich der erzielbaren Reichweiten war der Erfolg durchschlagend, und das Zugspitzrelais war der Prototyp eines DX-Relais. DLØZU (später DBØZU) war vom Schwarzwald, von der Schwäbischen Alb, aus dem Nürnberger Raum, aus dem Böhmerwald, aus Oberösterreich, Tirol, Südtirol, etc. erreichbar.

 

 

DL wird mit Relais vernetzt

Die teilweise enormen Reichweiten der Relaisfunkstellen in DL und teilweise auch Anrainerstaaten, die mancherorts wie Pilze aus dem Boden schossen, hatten aber auch den Nachteil, dass sich viele ganze zwei Kanäle teilen mussten. Es kam zu Überschneidungen und diejenigen, die zwischen den Relais standen, wussten nicht, über welches Relais sie arbeiten. Es war bald ein heilloses Durcheinander.

So kam man damals auf die (eigentlich ganz gute) Idee, den Relaissender mittels Selektivruf einzuschalten. Jeder kennt dieses hochwertige Selektivrufsystem des Amateurfunkdienstes, diesen 1750 Hertz - Rufton. Herrlich: Ein Selektivrufsystem mit nur einer Wahlmöglichkeit! Ich erreiche zwei Relais, drücke PTT-Taste und Ruftontaste und öffne – wie sollte es anders sein – genau wie bei reiner Steuerung durch den Träger wieder beide Relais.

Und erstaunlicherweise hat sich dieser völlige Unsinn bis heute gehalten, ist sogar immer noch Vorschrift und beinahe alle kommerziell hergestellten VHF- und UHF- Funkgeräte bieten in ihrer Europa-Version ein Bedienelement zur Auslösung dieses »Selektivrufs«.

Wie zu erwarten, wurde schon bald der Ruf nach mehreren Kanälen laut. Bald gab es drei Relaiskanäle und der Abstand zwischen Sende- und Empfangsfrequenz wurde auf 1,600 MHz verringert. Aber auch das war viel zu wenig; aus drei wurden fünf und der Kanalabstand wurde von 50 kHz auf 25 kHz reduziert.

1971 wurde es dann richtig konfus: Zwei weitere Relaiskanäle kamen hinzu: 144,275 / 145,725 und 144,400 / 145,700 MHz. Dies waren auch zwei neue Duplexabstände; neben 1,600 MHz gab es somit noch 1,450 MHz und 1,400 MHz.

 


 

Die DBØUA-Story

Am Neujahrstag 1972 wurden die ersten QSOs über einen von Hannes Werner, DC9MD, bei sich Zuhause in Friedberg installierten Versuchsaufbau eines 2m-Umsetzers getätigt.

Als Empfänger und Sender dienten zwei umgebaute »Siemens Bügeleisen« – das waren tragbare Funkgeräte mit Subminiaturröhren, die senderseitig eine Leistung von etwa 1 Watt machten.

 

DBØUA wird geboren

Auch in Augsburg gab es Anfang der Siebziger Jahre nicht wenige auf dem 2m-Band aktiver Funkamateure. Ende 1971 machten sich einige Augsburger OMs Gedanken, wie ein eigenes Regionalrelais für Augsburg realisiert werden könnte.

Friedberg Wasserturm

Hannes Werner, DC9MD,
Richard Rauh, DC8GZ,
und
Heinz WIttmann, DJ6OL, bauten im Frühjahr 1972 das erste 2m-Relais mit dem Rufzeichen DBØUA im Friedberger Wasserturm (Bild links) auf.

Sender und Empfänger bestanden aus einem umgebauten Siemens-W2 (Röhrengerät), der Rufzeichengeber war mechanisch und die Ablaufsteuerung diskret aufgebaut - MicroController gab es damals noch nicht.

Die Empfangsantenne – ein »Sperrtopf«- Rundstrahler – befand sich an der Spitze des Turms. Weiter unten am Turm waren vier Sendeantennen (HB9CV) jeweils 90° versetzt (um Rundstrahlcharakteristik zu erreichen) angeordnet.

Dazwischen befand sich das Blechdach des Wasserturms. So war die Entkopplung der Antennen ideal und der Filteraufwand, der zwangsläufig mit Signaldämpfungen verbunden ist, konnte auf ein Minimum begrenzt werden.

Wie wohl überall in jener Pionierzeit gab es noch diverse Probleme, die aber von DC9MD und DC8GZ in beharrlicher Arbeit gelöst wurden. Nachdem DBØUA täglich von 6 Uhr früh bis Mitternacht betriebsbereit war, wurde die Brennstundenzahl der Röhren schnell erreicht und der Wartungsaufwand war entsprechend hoch.

Schon bald erkannte man, dass NöbL-Surplus-Geräte nicht gerade des Stand der Technik repräsentierten. Immerhin stammten die noch aus den Fünfziger Jahren und waren nicht grundlos ausgemustert worden. In der Folgezeit entwickelte und baute Hannes Werner, DC9MD, einen neuen Sender und Empfänger – in zeitgemäßer Technik, volltransistorisiert.

Dual-Gate-MOSFET-Transistoren für höhere Empfängerempfindlichkeit hatten in die Amateurfunkwelt Einzug gehalten, wie auch Hot-Carrier-Mischer für den erforderlichen Intermodulationsabstand eines Empfängers, der an einem exponierten Standort betrieben wird. Und VHF-Leistungstransistoren mit 10 Watt Ausgangsleistung waren mittlerweile auch für Funkamateure bezahlbar geworden.

Die Röhrengeäte hatten ihre Schuldigkeit getan und mussten der zeitgemäßen Technik weichen. Außerdem prangte nun an der Spitze des Wasserturms eine kollineare Antenne für den Relaisempfänger und die HB9CV-Sendeantennen wurden durch 4-Element-Yagis ersetzt.

Diese Maßnahmen führten zu einer enormen Vergrößerung der Reichweite von DBØUA. Sogar Stationen aus dem Kleinen Walsertal und aus Tirol konnten bei normalen Bedingungen über die neue Relaisfunkanlage arbeiten.

Einzelheiten über die 1. Generation hier.


Das Jahr 1974 brachte einige einschneidende Veränderungen. Die Zahl der Relaisfunkstellen in DL war auf 79 angestiegen. Nachdem die Koordination der Frequenzzuteilung bis dahin nie funktioniert hatte, war das Chaos entsprechend. Durch eine Zentralisierung hoffte man, Ordnung in das heillose Durcheinander zu bringen.

Am 1. Februar 1974 kam dann der »Scheveningen-Plan« mit einer vollkommen neuen Frequenzaufteilung. FM wurde aus dem Bereich 144 bis 145 MHz verbannt. Festgelegt wurden nun zehn Relaiskanäle im 25kHz-Raster – 145,000 bis 145,225 MHz für die Relaiseingabe, sowie 145,600 bis 145,825 MHz für die Relaisausgabe.

Zwar war nun der Duplex-Abstand (Shift) zwischen Empfänger und Sender einheitlich, aber nur mehr 600 kHz groß. Ein Megahertz weniger – bei manchen Relaisbetreibern sträubten sich regelrecht die Haare. Die Zeit der einfachen Weichenfilter war vorbei und viele mussten Neuland betreten, wollten sie das praktisch umsetzen, was da gefordert war. Im kommerziellen Bereich beträgt der Duplex-Abstand im 2m-Bereich einige Megahertz.

Auf den Kurzwellenbändern hörte man damals aus den USA die Frage, warum man denn in Europa einen derartigen Unfug mitmachen würde. Schließlich sei das 2m-Band in Europa zwei Megahertz breit und die könne man doch ausnutzen.

Doch technische Argumente schienen niemanden von den »Entscheidungsfindern« zu interessieren, und kein Veto hatte Erfolg. Die Leute vom »Grünen Tisch« setzten sich durch, und so blieb nichts anderes übrig, als die Umstellung auf die geringere Shift und Bau zusätzlicher Topfkreisfilter mit entsprechender Güte. Augsburg hatte es da noch relativ einfach, weil keine gemeinsame Antenne für Sender und Empfänger benutzt wurde und die Antennen dank des Blechdaches am Wasserturm gut entkoppelt waren.

»Gefreut« haben sich hingegen die Relaisbenutzer, denn sie durften sich wieder einmal neue Quarze kaufen. Damals gab es noch Geräte mit 800 oder mehr Kanälen – für jeden Kanal waren jeweils zwei Quarze erforderlich.

 

 

Immer wieder problematisch:

Relaiskoordination

Die zentrale Relaiskoordination funktionierte in der Praxis lange nicht so, was ihre Theorie versprach. 17 lange Jahre hatte Augsburg massive Probleme mit dem Salzburger Relais auf dem 1288 Meter hohen Gaisberg. Ein DX-Relais, auf der gleichen Frequenz wie DBØUA – plötzlich war es da. Viele Funkamateure aus dem Großraum München nutzten dieses Relais gerne. Es war im Raum München gut zu empfangen und drückte DBØUA locker weg. Wer aber von dort über Salzburg arbeitete, kam auch über Augsburg.

Augsburger Proteste wurden vom damaligen Relaiskoordinator des DARC mit dem Ratschlag beantwortet, da müsse Augsburg halt geeignete Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die Antennen in Richtung Salzburg abschirmen. Österreich sei schließlich Ausland und der DARC habe keinen Einfluss auf die dortige Frequenzkoordination.

Erst als der Kanal R8 wegen dem Satellitenfunk geräumt werden musste, wurde dieses Problem gelöst; Augsburg bekam eine andere Frequenz als Salzburg.

 

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Umzug ins Schwabencenter

Im Herbst 1977 zeichnete sich ab, dass DBØUA nicht länger im Friedberger Wasserturm bleiben konnte. Ein neuer Standort musste also gefunden werden.

Der Augsburger Hotelturm wäre freilich ideal gewesen, und die Deutsche Bundespost, die zu dieser Zeit schon die oberen Räume angemietet hatte (nur der Augsburger Eurosignal-Sender wurde damals dort betrieben), signalisierte grundsätzliche Bereitschaft. Es scheiterte jedoch an der geforderten Monatsmiete von 50 Deutschen Mark.

Jährlich 600 Mark waren dann doch zu viel für einen DARC-Ortsverband.

Schwabencenter von Osten

Dank guter Kontakte zur Stadt Augsburg (und was dazu gehört) des damaligen Vorsitzenden des OV Augsburg, T01, Werner Knörle, DK8CK, fand sich aber bald ein anderer Standort – der zweitbeste:
Eines der drei Hochhäuser des Schwabencenter an der Friedberger Straße, das damals der Stadtsparkasse Augsburg gehörte.

Die Stadtsparkasse gewährte DBØUA Unterkunft – mietfrei und sogar der Strom kostete nichts.

Was sich allerdings zwischenzeitlich geändert hat, denn die Stadtsparkasse hat diese Immobilie verkauft und die Nachfolger stellen den Standort nicht mehr kostenfrei zur Verfügung.

Am 28. Dezember 1977 wurde DBØUA im 20. Stock des Hochhauses im Schwabencenter wieder in Betrieb genommen. Nicht nur der Standort wechselte, auch der Relaisverantwortliche. Das war nun Wolfgang Zacher, DF4CM, der diesen Job bis 1980 machte.

Neu hinzu kam dann auch ein 70cm-Relais, das Hermann Böhm, DK6XH, entwickelte und baute. 1978 musste noch jedes Relais ein eigenes Rufzeichen haben, und diesem neuen 70cm-Relais wurde das Rufzeichen DB0AO zugeteilt.

Später wurden dann die Rufzeichen der Relaisfunkstellen abhängig vom Standort vergeben, und deswegen haben seit 1995 die beide Relais im Schwabencenter nur noch ein Rufzeichen: DBØUA.

Obwohl der neue Standort Schwabencenter vom Einzugsbereich her dem alten durchaus ebenbürtig war, zeigten sich bald Nachteile:

  • Schlechtere Antennenentkopplung
     

  • Umgebungstemperatur für die Geräte > 40°C

Das Antennenproblem löste damals Erich Haider, DJ7LH, mit einer aufwändigen Mastkonstruktion mit integriertem »Schirmungsgitter«, die bis 2001 ihren Dienst tat. Das Temperaturproblem konnte durch Umzug innerhalb des Hochhauses etwas entschärft werden. Dank der gestiegenen Energiepreise wurden seitens der Hauseigentümer freilich auch Maßnahmen zur Energieeinsparungen ergriffen, so dass sich in den letzten Jahren die Relaisumgebung immer weiter abkühlte.

Das 2m-Relais wurde 1981 / 1982 von DK6XH nahezu neu aufgebaut. Ersetzt wurden RX-Konverter 145 / 9 MHz, ZF-Verstärker und die NF-Aufbereitung, sowie wegen ständiger Temperaturprobleme der Sender vollständig. In die Jahre gekommen war auch die Relaissteuerung und der mechanische Rufzeichengeber. Beide wurden durch neue Geräte in (damals) zeitgemäßer Technik ersetzt.

Auch eine Kopplung zwischen 2m- und 70cm-Relais wurde realisiert. Damit konnten ferngesteuert über einen Steuerton (2135 Hz) beide Relais miteinander verbunden werden, für Crossbandbetrieb. Ein paar Jahre später wurde diese Kopplung aber wieder entfernt, weil sie manche Benutzer irritierte – und kaum genutzt wurde.

 

Ein neues 70cm-Relais

In den Jahren 1992 und 1993 baute die Jugendgruppe des DARC-Ortsverbandes T01 ein neues 70cm-Relais, welches das seit 1978 in Betrieb befindliche ersetzte.

Die Hauptarbeit dabei leisteten
Oliver Frühschütz, DL1MGR, und
Markus Arnold, DG1MJS.

Alexander Aschenbrenner, DL1MGH, steuerte damals eine Sprachmailbox (DVMS) bei, die bis Mitte 1994 in Betrieb war.

Einsatz fanden dabei Baugruppen nach DF9IC, DF2VO und DF3VI, die in der Folgezeit von DK6XH modifiziert und verbessert wurden.

[Eine technische Beschreibung des 70cm-Relais finden Sie hier.]

 

 

Nichts ist von Beständigkeit

Im Herbst 1991 zeichnete sich ab, dass der 2m-Relaiskanal R8 (145,200 / 145,800 kHz) den Interessen der Satellitenfreaks zum Opfer fällt, wie schon zuvor Kanal R9. Dies bedeutete für DBØUA wieder einmal QSY.

Es gab mal wieder die üblichen Proteste – der Betreiber von DB0XW meinte damals: »Amateurfunk ist ein gemeinsames Hobby und nicht ein gemeines Hobby für Einsame« – aber für die betroffenen Relaisbetreiber blieb schließlich nur Wahl, entweder die Frequenz zu wechseln oder QRT zu machen.

Manche »Machthaber« im DARC drohten unverhohlen, die Befürwortung seitens des DARC Referats zu widerrufen, falls einzelne Relaisbetreiber nicht spuren. Was freilich damals für die Relaisbetreiber bedeutet hätte, tatsächlich die Genehmigung zum Betrieb der Relaisfunkstelle zu verlieren.

Beruhigend zu wissen, dass solch unfeine Druckmittel heute nicht mehr greifen, weil die Genehmigungen zum Betrieb von automatischen Stationen nicht mehr an den DARC gekoppelt sind, sondern an den für die Station Verantwortlichen. Und das ist sehr gut so!

Wie auch immer, die Sache hatte weitere Haken und Ösen:
Die Zahl der Relaisfunkstellen war ständig gestiegen, die Relaiskanäle hingegen weniger geworden. Der einzig sinnvolle Vorschlag einer grundsätzlichen Änderung des Kanalrasters von 25 kHz auf 20 kHz (wie bei kommerziellen Funkdiensten üblich und bewährt), wodurch wieder zehn Relaiskanäle verfügbar gewesen wären, fand keine Mehrheit.

Also kam man auf die unselige Lösung mit den »X-Kanälen«, die man zwischen die verbleibenden acht Kanäle pferchte. Dies bedeutet faktisch ein Raster mit einem Kanalabstand von nur mehr 12,5 kHz. Dies erfolgte unter Missachtung der Tatsache, dass es aufgrund der Empfängerbandbreiten nahezu aller Amateurfunkgeräte zwangsläufig zu Nachbarkanalstörungen (Splattern) kommen muss, weil diese eben für ein Kanalraster von 25 kHz bzw. 20 kHz ausgelegt sind.

Selbst wenn jemand seine Relaisfunkstelle sender- und empfangsseitig auf 12,5kHz- Parameter umbauen und justieren würde, so scheiterte ein korrekter Betrieb an den Funkgeräten der Benutzer. Der größte Teil ließe sich nicht oder nur mit großem Aufwand umrüsten (schmalere RX-ZF-Filter, etc.). Das sind ähnliche Probleme wie seinerzeit bei der Umstellung der NöbL-Geräte vom 50 kHz- auf das 20kHz-Raster – nur wenige Geräte mit 50kHz-Raster ließen sich damals umbauen.

Die Physik lässt sich nicht verdrängen:

  • Im 12,5kHz-Raster wird die Reichweite bei FM gegenüber dem 25kHz-Raster nahezu halbiert oder die Sendeleistung müsste verzehnfacht werden.
     

  • Bei Erhöhung der Leistung um 10 dB könnten aber nur noch 60 % der jetzigen Relaisfunkstellen betrieben werden.
     

  • Trennschärfe und NF-Verstärkung bei allen auf dem Markt befindlichen UKW-
    Amateurfunkgeräten sind im 12,5kHz-Raster unzureichend, weil diese für das
    25kHz- bzw. 20kHz-Raster ausgelegt sind.
     

  • Durch die Vervielfachung der Kanäle wachsen die Intermodulationsstörungen.
    Die Nachbarkanalselektion verschlechtert sich.

Im 25kHz-Raster steht eine belegbare Bandbreite von 17,5 kHz zur Verfügung. Der Spitzenhub kann bei einer höchsten Modulationsfrequenz von 3 kHz 5,75 kHz betragen, im 12,5kHz-Raster dagegen nur 1,4 kHz.

Gleichzeitig verringert sich der so genannte Modulationsindex M (man kann diesen mit der Lautstärke der Modulation vergleichen). Beträgt dieser im 25kHz-Frequenzraster 1,9, so reduziert er sich auf 0,45 im 12,5kHz- Raster.

Manche wollen es bis heute nicht wahrhaben, dass diese Festlegung auf das 12,5kHz-Raster eine der größten Eseleien war, die auf das Konto der IARU-Gremien geht. Zwar wird diese Fehlentscheidung immer wieder schön geredet, was aber die dadurch verursachten Probleme keinesfalls löst.

 

 

Ein neues 2m-Relais

Seit November 2003 ist ein neues 2m-Relais mit AntennenDiversity in Betrieb.
Ein vollständiger Eigenbau in zeitgemäßer Technik.

DB0UA mit Papagei

Das 2m-Relais verfügt über viele Einrichtungen. Auch solche, die man vielleicht nicht unbedingt braucht, die aber dennoch komfortabel sind und auf die man nicht unbedingt verzichten möchte.

Der Augsburger Zoo hat DBØUA dankenswerter Weise einen Graupapagei gestiftet. Graupapageien haben zwar kein farbenfrohes Federkleid wie manche ihrer Artgenossen, aber sie sind sehr sprachbegabt.

Unser Graupapagei hört auf den Namen Korax. Sein Platz ist im Schaltschrank, in dem die Geräte der Relaisfunkstelle DBØUA untergebracht sind. Dort ist es das ganze Jahr über schön warm und Korax fühlt sich auch richtig wohl.

Korax ist ein ungewöhnlich gelehriger Papagei. Während ein gewöhnlicher Graupapagei es auf einen Wortschatz von allenfalls mehreren hundert Wörtern bringt, beherrscht Korax locker 5000 Worte. Er kann auch alle Stimmen täuschend echt nachmachen.

Korax hört am Relaisempfänger ständig mit. Wenn zum Beispiel jemand sagt, »Hier ist DL1XYZ mit Test«, dann kann Korax das ein paar Sekunden später nachsprechen. Dabei macht er auch die Geräusche nach. Rauschen zum Beispiel oder übertragene Lichtmaschinengeräusche. Und zwar perfekt. So kann sich, wer will, anhören, wie seine Aussendung über das Relais kommt.

Einerseits sind wir froh, dass wir dieses putzige Tierchen haben, weil Korax auch auf das Relais aufpasst und besorgte und ängstliche Bewohner des Schwabencenters immer wieder beruhigt und beschwichtigt: »Nein, unsere Sender produzieren überhaupt keinen Elektrosmog. Schauen sie mich doch an - ich bin kerngesund!«

Dennoch hat jedes Ding zwei Seiten: Korax frisst gerne und viel. Nüsse, Beeren, Mais und Hirse. Das kommt zu den laufenden Kosten für die Relaisfunkstelle DBØUA hinzu, denn für die Nutzung des Standortes muss bezahlt werden. Es besteht schon ein bisschen die Gefahr, dass Korax den OV Augsburg, T01, arm frisst. Deshalb an Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, die Bitte:

Auch wenn Sie gerade nicht Ihre Spendierhosen tragen, dafür aber ein Herz für Tiere haben und ein paar Euro für Nüsse und dergleichen übrig, Ihre Spende ist sehr willkommen.

Bitte angeben: »Spende für DBØUA«.

Dieses neue Relais verfügt auch über eine Anbindung an EchoLink, wodurch Verbindungen mit der ganzen Weit möglich sind. Das kann schon seinen Reiz haben: Mit einem kleinen Handfunkgerät mal eben schnell vom Augsburger Kö oder aus dem Siebentischwald heraus mit einer Station in Australien zu sprechen.
[Eine technische Beschreibung des 2m-Relais finden Sie hier.]

 


 

Es gäbe noch vieles zu berichten, denn 1972 bis heute sind eine lange Zeit. DBØUA hat Höhen und Tiefen durchgemacht, wurde gelobt und getadelt. Wie es halt im Leben ist.

Jene, die in den Siebziger Jahren meinten, Relais seien kein Amateurfunk oder das Ende desselben haben nicht recht behalten. Ebensowenig haben sich Prognosen bewahrheitet, EchoLink sei das sichere Ende des Amateurfunks.

Der Amateurfunk hat sich nur insgesamt gewandelt - wie so vieles um uns herum.
Ob etwas besser geworden ist oder schlechter, das wird jeder für sich selber entscheiden müssen, und die Beurteilung kann deshalb nur rein subjektiv sein.

 

Ja, obwohl 1993 ein Unterabteilungsleiter des früheren Bundesministeriums für Post und Telekommunikation sinngemäß meinte, der Amateurfunk würde von innen heraus verrotten ...

... bisher wurde der Amateurfunk nicht ruiniert.

Obwohl einem mitunter schon Angst und Bange werden kann.

Zum Beispiel bei so manchen Relaisfunkern, die nicht so recht begriffen haben oder begreifen wollen, welchen Zweck Relaisfunkstellen haben ...

 

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